Saturn im Zwilling

Horoskope, bla, bla…  Ich kann nur sagen: Roland hat mir in Eire mein Horoskop erstellt. Professionell, anhand von Uhrzeit und so weiter. Ich konnte nur Staunen, was er mir daraufhin über mich erzählt hat. Punktgenauer hätte man mich nicht beschreiben können. Nun zum, im Titel erwähnten, Saturn im Zwilling. Er ist mein Macher. Er ist für die Programme zur Umsetzung von Vorhaben zuständig. Und für die Strenge. Die, die mich dauernd Fehler bei mir und anderen entdecken lässt und auch darauf aufmerksam macht. Und er ist der, der Druck aufbaut. Wenn was nicht weiter geht, bei Unternehmungen. So, wie jetzt, beim Verkauf des Betriebes. Es geht immer noch um eine Anzahlung. Eine Anzahlung, die der Käufer schon drei Mal wieder verschoben hat, weil er sie eigentlich nicht leisten will. Heute war es wieder so weit. Ich sage: Seit vier Monaten hänge ich erst mit seinem Sohn und nun mit dem Senior im Verkaufsvorgang, in dem sich nichts zu bewegen scheint. Diese Anzahlung hat Somit auch einen psychologischen Aspekt. Sie gäbe mir ein wenig mehr Gefühl des Vertrauens, dass das in diesem Leben noch was wird.
Heute hat er dann dem Fass den Boden ausgeschlagen: Warum ich denn so erpicht auf diese Anzahlung wäre. Das käme ihm komisch vor, ob ich eine steuerliche Unbedenklichkeitserklärung hätte.
Da isses passiert: Meinem Saturn ist ein Ring, respektive mir der Kragen, geplatzt. Ich habe ihm erklärt, dass er und seine Familie mich jetzt vier Monate kostbare Zeit gekostet haben, und diese Zeit mit fünftausend Euro ja wohl noch günstig bemessen sei, ich nun aber sicher sei, er habe gar nicht die Absicht zu kaufen. Und dass jetzt die Grenze um einen Kilometer überschritten sei, er dürfe sich jetzt einen anderen Doof für seine Sperenzien suchen. Das mag unsachlich klingen, doch lagen mir noch ganz andere Formulierungen auf der Zunge. Er darf sich glücklich schätzen, dass ich die für mich behalten habe. Hätte er vor mir gestanden, hätte sicher sein Haar stark geweht, bei meiner Ansprache.
Lange Rede, kurzer Sinn. Es gibt noch einen Interessenten. Mit dem treffe ich mich heute Mittag. Meine Nerven sind mir zu schade, als dass ich mich noch einen Tag länger über diesen Thünnes ärgern möchte.

Geprügelter Hund

Ich stehe am Posttower, an der Cafe Bude. Der ehemalige Käufer kommt angefahren. Steigt jedoch nicht aus.
Als er sich endlich entschließt, doch das Taxi zu verlassen, um sich ebenfalls einen Kaffee zu holen, huscht er schnell mit einem „Hallo zusammen“ an mir vorbei. Steht da, die Kapuze seines Kapuzenpullovers über dem Kopf, schaut mich nicht an. Klar, ich mache keinen Freudentanz, dass der Verkauf geplatzt ist, aber sich wie ein geprügelter Hund zu geben, ist übertrieben.
Fast denke ich, er ist enttäuschter als ich. Er hat sich schon als unabhängigen Unternehmer, losgelöst vom väterlichen Betrieb gesehen. Da tut es weh, wenn das nicht klappt.
Doch ich werde nicht hingehen und Händchen halten.
Er muss von selbst drauf kommen, dass das zwar ein Rückschlag, doch keine Abwertung seiner Person darstellt.
Und, dass Vater und Sohn wegen dieser Geschichte nicht mehr miteinander sprechen, naja. Da enthalte ich mich eines Kommentars.

Meditation und Laufen

Mal mehr, weniger gut gelingt mir das. Dem Atem folgen. Bis zehn zählen. Ich schaffe es zwei mal, dann erwische ich meinen Geist. Es ist wirklich unglaublich. Die eine Hälfte zählt genüsslich bis zehn, während die andere Hälfte Blogeinträge formuliert (?). Kopfschüttelnd rufe ich das unstete Geistlein zur Ordnung. Ich muss grinsen. Über mich und meine Geschwätzigkeit. Mein Geist ist wie ein Fohlen. Immer noch unerzogen, galoppiert er fröhlich über Wiesen aus Gedanken. Das Laufen geht auch nur mäßig vonstatten. In den Bändern zieht es gewaltig, ich muss zwischendurch dehnen. Das alles lenkt zusätzlich ab. Also laufen mit Gehpausen. Trotzdem weitet Freude mein Herz. Die Sonne strahlt in einen wunderschönen Wintertag, überspannt von einem Himmel in lange nicht mehr gesehenem Blau. Auf dem letzten Kilometer merke ich, dass die Lust zu laufen verflogen ist. Mir ist nach stehen bleiben. Atmen. Ich höre überlaut, wie mein Atem strömt, eine Wohltat. Kein Gedanke. Atmen und durch die kahlen Baumkronen in den blauen Himmel schauen. Sein. So stehe ich wohl fünf Minuten. Fünf Minuten, in denen kein anderer diesen Weg geht. Ein Wunder, sind doch schon recht viele Leute unterwegs. Den letzten Kilometer gehe ich. Wie beruhigend.
Dann kommt mir der Gedanke, dass ich keine Lust mehr habe, auf meinen Käufer zu warten. Ich will endlich dieses Taxi von den Hacken haben. Und mir wird klar, dass es an mir ist, weiter zu warten, oder mich auf die Suche zu machen, nach einem Käufer, der die Kohle schon hat. Potenzielle Käufer gibt es genug. Ich muss nur Laut geben, dass der Betrieb noch zum Verkauf steht.
Ich habe keine Lust mehr, mich vertrösten zu lassen. Ich bin in der Beziehung einfach zu weich. Aber — das kann man ja ändern.

Erstens kommt es anders

Und zweitens als geplant.
Diese Konzession hängt an mir, wie Scheiße am Schuh.
Ursprünglich sollte heute die Anzahlung gegen Unterschrift geleistet werden. Nun stellt sich heraus, dass, außer der Anzahlung, finanzierungstechnisch noch nichts steht.
Es fehlt das OK der Bank.
Also, weiter warten. Ich hätte große Lust, einen Schrei zu tun. Doch hilft das nichts. Besser ist, tief atmen. Ein und aus, ein und aus.
Ruhig Silvia. Es wird werden. Hab Vertrauen.
Und ich werde mich verdammt noch mal trotzdem entspannen. Auch, wenn sich das jetzt noch nicht so anhört.