Lauf

Am Nachmittag werde ich müde. Einmal, weil mir ZWEI Stunden fehlen, satt einer: Erst ist eine Stunde futsch von Irland, zurück auf den Kontinent, die zweite dank der Sommerzeit. Too much für mich.
Außerdem geht mir das Rotieren wegen der Tankbetrugssache (da hab ich heute wieder Hinz und Kunz in Wallung gebracht, auch im Polizeipräsidium)auf die Nerven. Dann ständig dem Käufer auf den Fersen sein, damit der endlich mit der Anzahlung rüber rückt. Das zehrt an den Nerven und laugt aus. Müde, als sei ich nie weg gewesen, falle ich ins Bett und heule erst mal. Dabei habe ich vor dem Einstellungsgespräch noch gesagt, ich weiß gar nicht, ob ich den Job überhaupt will. Denn A) wollte ich eigentlich keinen Schichtdienst mehr arbeiten (u.a.wegen meinem Hashimoto) und B) arbeitstechnisch kürzer treten. Bei der Stelle hätte ich Schichtdienst UND zweihundertvierzig Stunden Minimum. Zwar vergoldet der Bund einem dafür den Hintern, doch wo ist die Freizeit?
Der vergoldete Hintern und die Aaahhhs und Oooohs der Menschen um mich herum, machten mich denken, das wäre toll: All das Geld, die Altersabsicherung usw. Doch, ist das wirklich so toll?

Nachdem ich ein wenig geheult habe UND geschlafen, denke ich an Frankreich und die Autopanne. Auch da habe ich mir die ganze Zeit Gedanken gemacht, wie ich weg kommen könnte, wenn das Auto am nächsten Tag nicht fertig wäre. Roland dagegen hat sich entspannt, eine Präsentation fertig gemacht und alles auf sich zukommen lassen.
Vielleicht ist es an der Zeit sich ein Beispiel zu nehmen. Vielleicht sollte ich auch mal den Dingen ihren Lauf lassen. Vielleicht bewahrt mich das Schicksal auf diese Art vor einem Desaster.

Ich lass mal laufen und schaue, was passiert. Vielleicht werde ich ja überrascht. Frau Kontrollfreak lässt jetzt mal die Zügel schießen 😉

Ein klein wenig weh

Nun ist es amtlich. Mr. Freeze wird uns verlassen. Wenn ich bedenke, dass ich eine Zeit mein Herz an ihn verloren hatte, habe ich es gut aufgenommen. Traurig bin ich trotzdem.
Als ich mich selbst verloren hatte, war er mein Leuchtfeuer. Mein Vorbild. Eine Weile war der Kontakt intensiv, was mehr an mir, als an ihm lag. Er hat mir geraten. Und, meine Anwürfe ausgehalten.
In der Zeit habe ich eine Menge gelernt. Akzeptanz. Distanz. Schlachten ohne Kampf gewinnen. Aushalten. Meine eigene Messlatte zu sein. Loslassen. Distanziert verbunden sein. Mich selbst annehmen.
Oft, wenn ich mich an ihm wund gerieben hatte, kam eine neue, alte, schlecht verheilte Wunde zum Vorschein. Das war interessant und verwirrend, ja überraschend. Und hilfreich, um endlich meine Vergangenheit aufzuarbeiten. Dabei war er nur da. Nicht im Sinne von für mich da, sondern einfach da. Mit bestechender Regelmäßigkeit.

Nun habe ich mich wieder gefunden. Bin mein eigenes Licht. Mein eigener Mittelpunkt. Ein Vorbild brauche ich nicht mehr. Kann mir selbst vertrauen. Habe meinen Weg gefunden. Stehe auf. Stelle mich gegen Ätzer. Bin stark.

Er kam, kurz bevor mein Zusammenbruch kam und er geht. Jetzt, wo ich mich gewappnet fühle.

Es gibt etwas woran ich fest glaube: Das Schicksal schickt uns immer jemanden, der uns hilft zu lernen. Manche bleiben länger, andere kürzer. Eben genauso lange, wie wir diese Person nötig haben. Manche verschwinden danach ganz, andere tauchen als kurze Besucher noch mal auf. In seltenen Fällen bleiben sie uns als Freunde erhalten. Das ist dann schön. Für jeden bin ich dankbar. Halt ebenso für Mr. Freeze. Ich werd den alten Punkrocker vermissen.
Und jetzt gönne ich mir ein paar Tränen.

Schumacher Syndrom – Schicksale in meinem Taxi

Habe ich bis vor wenigen Minuten noch nie von gehört. Wieder ein Schicksal, das mich berührt.
Der Mann, der am Stock, halbseitig gelähmt, auf mein Taxi zukommt, ist vielleicht 55-60 Jahre alt. Ein Feilchen und eine genähte Platzwunde zieren sein Gesicht.
Er nennt mir seine Adresse. Gehobene Wohngegend. Wir fahren ein Stück, dann frage ich, ob er gestürzt sei. Er beginnt zu erzählen: Inhaber einer Reformhaus Kette gewesen, die bis über die Grenzen NRWs verbreitet war.
Dann mit dem Zug unterwegs, zusammengefallen, wegen hohem Blutdruck ist im Kopf was geplatzt.
Not OP.
Man kann ihn retten, doch drei Jahre Koma.
Da in dieser Zeit sein Auge nicht getropft wurde (er hatte ein Glaukom), ist er, außer der halbseitigen Lähmung, auch noch auf dem linken Auge blind.
Einmal die Woche, meist nachts, stürzt er, hat dann Blessuren im Gesicht, kann sich an den Sturz aber nicht erinnern.
Dazu ein Juristenbruder, der ihm das Leben schwer macht, statt zu helfen.
Die BG hat die Sache nicht als Arbeitsunfall anerkannt (war ja genau genommen auch keiner), weshalb er die drei Jahre Koma selber zahlen darf.
In dem Haus, zu dem ich ihn bringe, wohnt er mit seiner Mutter und deren Zofe (das Wort hat er wirklich benutzt).
Außer diesem, sind ihm noch zwei Häuser geblieben.

Leute, ich sage Euch. Dann lieber wenig Geld an den Füßen und dafür gesund. Was für ein Leben.

Ich habe ihn gefragt, wie er mental damit klar kommt.

„Gar nicht. “

Hatte ich eine andere Antwort erwartet? Nein.

Zufall oder Schicksal

Ich bin häufig hin und her gerissen, an welches von Beidem ich Glaube. Langsam komme ich aber zu dem Schluss, dass beides unser Leben beeinflusst. Denn, es kann kein Zufall sein, dass manche Menschen genau so lange in meinem Leben herumgeistern, wie es Not tut. Und, dass sie dann auch so hervorragend in die jeweilige Situation passen. Never!