Meditation und Laufen

Mal mehr, weniger gut gelingt mir das. Dem Atem folgen. Bis zehn zählen. Ich schaffe es zwei mal, dann erwische ich meinen Geist. Es ist wirklich unglaublich. Die eine Hälfte zählt genüsslich bis zehn, während die andere Hälfte Blogeinträge formuliert (?). Kopfschüttelnd rufe ich das unstete Geistlein zur Ordnung. Ich muss grinsen. Über mich und meine Geschwätzigkeit. Mein Geist ist wie ein Fohlen. Immer noch unerzogen, galoppiert er fröhlich über Wiesen aus Gedanken. Das Laufen geht auch nur mäßig vonstatten. In den Bändern zieht es gewaltig, ich muss zwischendurch dehnen. Das alles lenkt zusätzlich ab. Also laufen mit Gehpausen. Trotzdem weitet Freude mein Herz. Die Sonne strahlt in einen wunderschönen Wintertag, überspannt von einem Himmel in lange nicht mehr gesehenem Blau. Auf dem letzten Kilometer merke ich, dass die Lust zu laufen verflogen ist. Mir ist nach stehen bleiben. Atmen. Ich höre überlaut, wie mein Atem strömt, eine Wohltat. Kein Gedanke. Atmen und durch die kahlen Baumkronen in den blauen Himmel schauen. Sein. So stehe ich wohl fünf Minuten. Fünf Minuten, in denen kein anderer diesen Weg geht. Ein Wunder, sind doch schon recht viele Leute unterwegs. Den letzten Kilometer gehe ich. Wie beruhigend.
Dann kommt mir der Gedanke, dass ich keine Lust mehr habe, auf meinen Käufer zu warten. Ich will endlich dieses Taxi von den Hacken haben. Und mir wird klar, dass es an mir ist, weiter zu warten, oder mich auf die Suche zu machen, nach einem Käufer, der die Kohle schon hat. Potenzielle Käufer gibt es genug. Ich muss nur Laut geben, dass der Betrieb noch zum Verkauf steht.
Ich habe keine Lust mehr, mich vertrösten zu lassen. Ich bin in der Beziehung einfach zu weich. Aber — das kann man ja ändern.

Weihnachtslauf

Die Temperatur ist angenehm, als ich loslaufe. Neun Grad. Die Waldau ist leer, den Familien ist es zu grau und zu feucht. Ich find’s toll. Meine Gedanken fließen, der Atem fließt auch. Ich höre ihn, fühle ihn, höre meine Schritte auf dem Kiesweg und auf dem Matsch der Trampelpfade. Laufen, Atmen, sein. Wunderbar!
Ich spüre, meine Energie ist zurück gekehrt. Die Zeit der Schwermut, die mich die letzten Wochen umfangen hielt, ist vorbei. Ich spüre, wie ich schneller werde, lasse es geschehen. Wozu mich zügeln? An meinen Füßen scheinen kleine Flügel zu wachsen. Leichtfüßig. Ein Hauch Euphorie stellt sich ein. Endorphine strömen. Lächeln.
Am Ende der Runde bin ich, trotz der zusätzlichen Kilos, über zehn Minuten schneller, als am Sonntag. Da es kein Trainingslauf ist, spielt es keine Rolle, fällt aber angenehm auf.
Im Cooldown bleibe ich an einem Wassergraben stehen, ein Bach hat sich gebildet. Kleine Kaskaden. Wasser murmelt. Der Wind streicht durch die kahlen Baumkronen. Ich stehe, höre meinem Atem, dem Wind und dem Wasser zu.
Schließe eine Tür in mir. Sage auf Wiedersehen. Bin. Glücklich. Das Leben ist schön.
Und endlich fallen mir die Worte für das Gedicht ein, das ich der Freundin schreiben werde.

Schreibwerkstatt AA – Die letzte Etappe

Um fünf Uhr klingelt der Wecker in Ginsheim. Ich habe dreieinhalb Stunden geschlafen, will sagen, ich fühle mich erschlagen. Der Kopf ist immer noch voll. Erst trödel ich rum, will mich nicht wirklich bewegen. Doch der Zerberus in mir weist den Schweinehund in seine Schranken und ich beginne den Tag mit meiner Morgengymnastik. Sie wird mich auf die Beine bringen. Und: Tatsächlich, eine halbe Stunde später bin ich fit(ter).
Sogar die Laufklamotten ziehe ich an, bevor ich zum Frühstück gehe.
Zwei Brötchen und ein Kännchen Kaffee später, sitze ich im Auto, will zum Altrheinarm. Auf dem Damm soll es sich gut laufen lassen. Und genau so ist es auch. Körper und Geist mit Sauerstoff fluten.
Zurück zum Hotel. Frisch machen, Tasche packen und los, die letzte Etappe nach Bonn steht an. Mit Thees Uhlmann in Dauerschleife segel ich mit dem Maschit in Richtung Heimat.
Dann,  Höhe Limburg ist es so weit: Tränen, einfach so. Ich habe viele Lebensgeschichten gehört und wir haben gemeinsam korrigiert und viel gelacht. Doch war so manches Schicksal dabei.
Ich bin ein Herz mit Ohren. Die Gefühle meiner Mitmenschen dringen zu mir durch. Gefühle von 16 Menschen in zweieinhalb Tagen. Inklusive denen von Andreas Altmann.
Das alles fällt von mir ab. Die Sonne bricht durch die Wolken. Wie bestellt.
Ich drehe die Musik noch etwas lauter und lächle sanft in mich hinein.
Von der Schreibwerkstatt soll’s das jetzt gewesen sein.

Flex Training

Wer im Hirn flexibel ist, findet eine Lösung.
Ich schrieb ja schon, dass ich in einer Pension untergebracht bin. Sie liegt an einer Hauptstraße, in Waldkirch. Den Ort habe ich noch nicht weiter erkundet. In Unteralpfen wäre mir da auch eher dran gelegen.
Außerdem wäre es in dort mit dem Training anders gewesen. Ich schreibe bewusst anders und nicht besser, denn:
Nach der morgendlichen Gymnastik springe ich in die Laufsachen, überzeugt eine Stelle zu finden, an der ich mein HIIT absolvieren kann. Nach zweihundert Metern kommt die letzte Lichtquelle.
Optimistisch laufe ich weiter. Ich bin mit einer ganz guten Nachsicht ausgestattet, doch wegen des Nebels dringt auch von Mond oder Sternen kein Licht zu mir.
Mit anderen Worten: Es ist dunkel, wie im Bärenarsch.
Die zweihundert Meter bis hierher ging es gut bergan.
Ok, Intervall mal anders. Dann eben Bergtraining.
Runtertraben, rauf laufen, runtertraben und so weiter. Das trainiert die Vorfuß- und die Wadenmuskulatur.
Dazu ist es gut für die Ausdauer, weil der Puls sich auch immer auf und ab bewegt. Das mache ich fünf mal.
Sprich: Ich bin zwei Kilometer Berg und Tal gelaufen, fühle mich gefordert und um die Sache abzurunden, gibt’s im Zimmer ein 5 Minuten Training.
30 Sekunden Belastung, 10 Sekunden verschnaufen. Liegestütz, Seitztütz, Squats, Ausfallschritt und Bauchcurls. Fertig.

Nach einer halben Stunde (inklusive Wechseldusche) bin ich bereit für den Tag.

Man bedenke, ich werde heute viel sitzen, denken und schreiben. Es schadet nicht, schon ein wenig Bewegung in Körper und Hirn zu bringen.

Überschuss

Geburtstag. Am Morgen trödle ich lange, komme erst gegen 10 Uhr in den Wald. Hunderte Familien sind scheinbar in der Waldau. Nix mit Ruhe. Zum Glück kenne ich mich gut aus, so weiß ich Wege abseits des Trubels.
Es ist Brunftzeit. Die Hirsche röhren und sind entsprechend aggressiv. Einen der Hirsche sehe ich im Gehege, wie er einen Hund, außerhalb der Umzäunung, fixiert.
Er senkt das Geweih und prescht vor. Der Hundebesitzer erschrickt, reißt den Hund zurück. Was geht der auch so nah an den Zaun? Gedankenlos. Ich laufe weiter, nach einer Stunde, bin ich zurück im Auto.
Schnell noch zum Bäcker, Kuchen kaufen; die Schwiegereltern haben sich angesagt.
Als sie wieder Heim fahren, habe ich den Bauch voller Sahnekuchen.
Abends schiebe ich die übrig gebliebenen Köfte in den Ofen.
Nachdem wir auch die noch vertilgt haben, sitze ich jetzt schwer übersättigt im Wohnzimmer und schaue mir den Tatort an.
Morgen ist es Zeit für Krafttraining und Cycling.
Ich will der Überfettung gegensteuern 😉

Freitag = Freier Tag

Am Morgen nehme ich erst in Ruhe mein Frühstück zu mir, bevor ich gemütlich die Laufsachen überstreife und in die Waldau fahre.

Ich laufe los, ohne Plan.
Doch, der Plan ist relativ lange, in einem moderaten Pulsbereich zu laufen, was ich auch umsetze.
Als ich meine Runde, nach 7,35 Kilometern beende, bin ich noch längst nicht erschöpft. Das gefällt mir.

Kurz nach Hause, duschen.
Hier kommt mir in den Sinn, dass ich mit der Dame die Mittagspause verbringen möchte. Ich rufe sie an, sie hat Lust.
Schon geht’s danach weiter, zu meiner Friseurin.
Mein Bob wird wieder in Form geschnitten und auch mein Markenzeichen, eine schwarze Strähne wird endlich wieder platziert.
Sie steht für den schwarzen Klecks auf meiner Seele.
Die letzten beiden Male war ich bei einem anderen Friseur, weil meine im Urlaub war, daher war nix mit Strähne.

Nach Hause, eigentlichwill ich entrümpeln, doch überkommt mich die Lust, mit dem Herrn Gemahl noch das Irish Pub aufzusuchen.

Da ich morgen auch noch frei habe, ist das nicht weiter tragisch.
So beginnt die Entrümpelung 4.0 gleich morgens. So funktioniere ich eh am besten.

Nix mit Katze

Kein Kater. In meinem Kopf, meine ich. Ein wenig matt, ja.
Dabei war ich ganz schön tipsy, vom Gin.
Gleich geht’s erst mal ins Fitness.
Ausnahmsweise mal nicht zum Cyceln, sondern nur zum Krafttraining. Und, in die Sauna versteht sich.
Wegen des Firmenlaufs habe ich den Trainingsplan wenigstens für die letzten eineinhalb Wochen schwerpunktmäßig auf Laufen umgestellt.

Außerdem habe ich heute morgen beim Veranstalter des Insellaufs angefragt, ab wann die Anmeldung geschaltet wird.
Ich möchte diese 15 Kilometer wirklich gerne laufen. Nicht um mir, oder sonst wem zu beweisen, dass ich toll bin, wie noch letztes Jahr (Hallo Atze!),
sondern, weil die Strecke wirklich schön ist und das ganze Event sehr positiv besetzt ist.
Der wirklich lustige Mail Kontakt mit dem Veranstalter.
Das tolle Wetter, an diesem Februar Morgen.
Die tolle Begleitung, durch die Dame, die zum einen tolle Fotos von mir gemacht hat und mir, zum anderen, nach dem Lauf ein selbstgemachtes Tiramisu servierte (noch im Auto).
Und, dass ich 6 Minuten schneller, als im Training gelaufen bin.
Ja, das alles trägt dazu bei, dass ich da gerne wieder mit machen und diesmal auch über die Insel laufen möchte.
Und das werde ich.
Mit einem Lächeln im Gesicht.

Jetzt will ich aber los.

Einen schönen Sonntag Euch allen!

Nur ein Augenblick

Nach der Arbeit geht es erst zur Massage, dann umziehen um- na, im Wald eine Runde laufen zu gehen. Es regnet wieder leise auf das Blätterdach. Ich trabe vor mich hin, 74% Puls, und merke:
Das geht schon besser, als vor zwei Wochen.
Auch der Puls ist niedriger.
Ich nehme es freudig zur Kenntnis, laufe weiter und entscheide mich nach 15 Minuten das Tempo zu steigern. Ich ziehe an, fange den Puls bei 85% ein. Es funktioniert, er büchst nicht aus, bleibt da, wo er soll.
Das Tempo halte ich 12 Minuten, dann will ich sehen, wie es mit dem Einfangen in die andere Richtung aussieht. Ich drossele das Tempo und bin nach einer Minute wieder bei 75%.

Gegen Ende der Runde vernehme ich ein Klopfen. Ich bleibe stehen, lausche, weiß was es ist und versuche zu orten, woher es kommt. Zwei Meter weiter vor steht eine Pechkiefer. Klingt, als käme es von da. Es ist aber nichts zu sehen.
Ich lege meine Hand an den Stamm, bin ganz leise, kann ihn nicht sehen, als ich mit der Hand auf der Rinde, nach oben blickend, um den Baum schleiche.
Doch ich spüre die Erschütterungen im Baum, wenn der Specht seinen Schnabel ins Holz hämmert, um dort Larven und anderes Getier zu ergattern.
Ich stehe da eine ganze Weile, lächle, während ich den Specht in meiner Hand spüre, den Regen auf den Blättern höre und die frische Luft atme.

Erst als Leute den Weg entlang kommen, wird mir bewusst, dass der Puls jetzt wohl ziemlich unten sein muss und dass mir langsam kühl wird.
Der Zauber des Augenblicks ist vorbei und obwohl eher kurz, trägt er zum Glück bei.

Ich freue mich, dass die Natur mich immer noch so in ihren Bann schlagen kann.
Ein echte Geschenk.

Heiter bis wolkig

Oder anders herum.
Irgendwie bricht sich alles Bahn. Mich nervt einfach alles. Alles ist mir zu viel. Das erste mal muss ich heute Morgen Druck ablassen. Nach den Dialysefahrten will ich Brötchen holen. Vorm Edeka, im Taxi sitzend, öffnen sich die Schleusen. Wieder mal heulen. „Was denn jetzt“ , denkt es in mir. Ich wünsche mir so sehr Entspannung und Erleichterung. Würde am liebsten einfach alles hinter mir lassen.
Während ich das so denke, erinnere ich mich, wie es ist, erleichtert und entspannt zu sein.
Das zeigt Wirkung. Sogar meine Nackenmuskulatur wird locker. Super!
Mit dicken Augen gehe ich Brötchen holen. Mir doch egal, was die denken.

Mittags geht’s in die Waldau. Ich will laufen. Schon auf dem Weg dort hin, geht’s schon wieder los. Auf dem Parkplatz lass ich wieder laufen. Simse mit der Dame; sie ist beim Imkerkurs, bietet an nachher vorbei zu kommen, mit einer großen Tüte Empathie. Allein das Wissen, eine so gute Freundin zu haben, tut gut.
Ich weine noch ein wenig vor mich hin. Dann erinnere ich mich an meine Metta Meditation App (ihr dürft lachen, aber die ist echt gut). Die Kontemplation für heute:

Möge ich erkennen, wie sich alles entwickelt, egal, ob ich das Gefühl der Kontrolle über die Situation habe oder nicht.

Als ich das lese, muss ich laut lachen. Das trifft den Nagel ja so ziemlich auf den Kopf.
Mit diesem Satz im Kopf, laufe ich schließlich los.
Ich laufe so locker, wie ewig nicht; der Puls ist so niedrig wie lange nicht; ich laufe weiter, als die letzten Wochen und als ich wieder Richtung Parkplatz komme, bricht die Sonne durch die Wolken um helle Kleckse auf den Waldboden zu streuen.

Jetzt fühle ich mich wieder leicht. Und es geht sogar ein Stück in Richtung Glück.
Die Sonne malt halt auch helle Flecken auf meine Seele. 🙂

Der gestrige Tag

War durchwachsen.
Morgens ärgern meine Nerven mich. Ich komme gerade von einer Vorbestellung, über die Autobahn, telefoniere mit dem Herrn Gemahl; berichte, was heute bei mir so anliegt. Dazu zählt natürlich der Banktermin.
Als wir auflegen geht es los: Ich, wie immer, linke Spur. Extrasystolen; und das nicht zu knapp. Sie hören auch nicht einfach auf, kommen vielmehr in Wellen. So schlimm war es seit dem ersten Mal nie mehr. Meine Hände: Schweißnass. Der Mund: Knochentrocken mir wird heiß. Ich fasse an meine Stirn trocken. Ich atme. Ruhig. Ruhiger. Muss ich erwähnen, dass ich immer noch auf der Überholspur bin?
Ich weiß, ich darf jetzt nicht von der Bahn, ich darf jetzt nicht nach Hause ins Bett, ich muss das aushalten, bis es vorübergeht. Keine Vermeidung. Das ist psychologisch gesehen der falsche Ansatz.
Als die Attacke vorbei ist fahre ich von der Bahn, Richtung Bahnhof.
Sergio ist da, mit der Kaffeebude. Er kennt meine Vorgeschichte, fragt, ob alles in Ordnung ist. Und, ob ich, wie immer, einen Cappuccino bekomme.
Mir ist noch etwas schwummrig; das merkt er und meint:“Iche glaube iste besser, iche mache eine Sensa für Dich.“ Will sagen koffeinfrei.
So wird es gemacht. Guter Sergio.
Nach ein paar Minuten geht’s mir wieder normal.
Ich fahre trotzdem in die Apotheke, weil ich das Gefühl habe, es lauert in mir; hole mir diesmal reines Vitamin B12 und werfe es auch gleich ein.
Seither habe ich keine Probleme mehr.

Von dem Banktermin hab ich ja schon berichtet.

Abends: Laufen mit der Dame.
Ich berichte ihr von meinen Unbefindlichkeiten, worauf sie kurz besorgt fragt, ob ich denn wirklich laufen will.
Natürlich will ich das!
Ich nehme mein Smartphone mit, wohl, um uns beide zu beruhigen. Wir laufen, wir sprechen, ich atme. Alles gut. Die letzten 100 Meter sprinten wir. Ich gebe alles.
Mein Herz tut, was es soll. Es pumpt. Und das macht es gut.
Gibt es einen besseren Beweis, dass alles in Ordnung ist (von einer ärztlichen Untersuchung mal abgesehen)?