Sauberer Abschluss

Was hab ich gelitten, ob meiner Verliebtheit in Mr. Freeze. Es hat lange gedauert, bis ich es als Geschenk sehen konnte, mich in andere Menschen verlieben zu können. Es ist, wie es ist. Ich liebe den Herrn Gemahl und doch besteht jeden Tag die Möglichkeit, dass ich mich wieder in jemanden verliebe. Heute genieße ich es. Ich werte es nicht mehr. Es ist weder gut, noch schlecht. Das Gefühl ist immer wieder schön. So einfach ist das. Es ist nur ein Gefühl.

Heute war es soweit. Das letzte Training bei Mr. Freeze. Die Kriegerin und ich haben ein Geschenk vorbereitet, eine Graphic Novel und eine Packung Frit. Dazu habe ich einen Vers geschrieben. Lampenfieber plagt mich, Erinnerungen an mein Desaster, als ich das Geburtstagsgeschenk vor einem Jahr überreicht hab, kommen hoch. Mir ging es damals tagelang schlecht davor und auch danach (dabei empfand ich beim Zusammenstellen so viel Freude). Schuldgefühle, weil er Geschenke und Geburtstage nicht mag und ich trotzdem schenkte. Wie ein kleines Kind habe ich mich gefühlt, das wer weiß was verbrochen hat.
Nun geht es drauf zu, das Geschriebene vorzutragen. Und wieder ein Geschenk zu überreichen.
Ich lobe mich ein wenig selbst. Der Text ist kurz, knackig und kein bisschen gefühlsduselig. Ich  trage ihn vor, ein wenig theatralisch, der Wirkung halber. Es kommt an. Sowohl bei Mr. Freeze, wie auch den Kursteilnehmern (sie wussten nicht von der Aktion), es gibt Applaus.
Heute fühlt sich alles richtig an. Kurioserweise sind auch meine körperlichen Symptome eine halbe Stunde nach dem Vortrag vollends verschwunden. Rückenschmerzen, Herzrasen, erhöhte Temperatur, alles weg.
Sollte mein Körper, meine Furcht, vor diesem Abschluss gespiegelt haben?
Dann kann ich nur sagen, gut es durchgezogen zu haben. Ich bin tiefenentspannt. Fühle mich rehabilitiert. Nicht vor den anderen. Vor mir selbst. Das Kind vom letzten Jahr ist erwachsen geworden. Die Frau von heute blickt mit Nachsicht zurück. Das wurde auch Zeit.
Atmen. Lächeln. Die Erde dreht sich.

Wie ein Kind

freue ich mich, als endlich meine Büchersendung kommt.
Ich bekomme nicht schnell genug das Paketband gelöst, so neugierig bin ich.
Dann, endlich, habe ich sie von Karton und Packmaterial befreit.
Zwei Bücher: Kleine Enzyklopädie – Die Deutsche Sprache Teil I und II. VEB Bibliographisches Institut Leipzig
Band I von 1969 und Band II von 1970. Vergilbte Seitenränder, doch gut in Schuss. Sie duften nach altem Buch (wie schön).
Schon als ich beginne Kapitel I zu lesen, weiß ich, hier hat man mir etwas empfohlen, was mein Wissen ohne Langeweile mehren wird.
Beide Bücher gehörten mal einer Ilsedore (interessanter Name) Klaue. Und schon frage ich mich, was sie wohl für ein Mensch gewesen ist, ob sie noch lebt, wenn, wie alt sie wohl heute ist, und, und, und…

Die beiden werden mich zur Schreibwerkstatt begleiten.
Jetzt muss ich mich erst einmal dem Miserabeltext widmen, den ich für die Werkstatt ranbringen werde.
Ich habe noch etwas zu lesen, Textteile abzutippen und noch 17 mal auszudrucken.
Ohne den Text kann ich sonst gleich wieder heim fahren.

Wie viel lieber würde ich mich nun meinen beiden Neuzugängen widmen.

Naja, sie werden mir nicht davon laufen.

Meinen herzlichen Dank für die Empfehlung. Ich werde sie sehr genau lesen 😉