Wintercappuccinostrom

Noch ein halber Meter. Dann hat der große Strom seine alte Größe erreicht. Cappuccino braun, nicht, wie im Sommer, Smaragd grün, durchfließt er die drei Brücken der Stadt. Die „Rheinnixe“, so heißt die kleine Personen Fähre, muss keine umständlichen Pirouetten mehr drehen, um sich mit Ihrem Anleger zu vereinen. Durch die Stadt weht ein kalter November Wind. Von siebzehn auf drei Grad, in einer Nacht. Da frieren, neben Säufer und  dem Hurenbock, auch noch andere im Winterrock. Die Sonne gibt ein letztes Stelldichein, hinter Milchglaswolken, bevor sie gänzlich verdeckt wird. Der Winter naht. Pünktlich zu Glühwein, Eierpunch und Feuerzangenbowle. Heute in einem Monat ist Heiligabend. Dieses Jahr ist tatsächlich geflogen. Und ich mit. Na dann…

Fiffi

Morgens am Bahnhof sieht man immer die gleichen Menschen. Die Business People und die, die wenig, bis keine Hoffnung haben und sich treffen, um gegenüber vom Hotel Continental gemeinsam Bier zu trinken. Sich treffen, um in ihrer Hoffnungslosigkeit ein wenig Halt und Wärme zu finden.
Der Platz ist der gleiche, an dem auch ich mich damals einfand, mit meinen Lila Haaren. Heute sind die Haare der Menschen nicht mehr bunt.
Viele der Punks, die damals meine Familie waren (und leider längst gegangen sind), kamen aus intellektuellen Familien. Punk sein war ihr Statement. Fuck the System die Devise.
Um zum Fiffi zu kommen:
Die Menschen, die heute biertrinkender Weise dort sitzen sind keine Punks. Eher streunende Hunde. Und viele haben Hunde. Einer, der jeden Morgen dort sitzt (auf einem kalten Metallsims) hat einen Jack Russell. Ich denke, dass sich beide den Arsch abfrieren. Dem Hund sieht man sogar an, dass er nicht auf dem kalten, nassen Boden sitzen mag.
Ich durchsuche mein Auto — und werde fündig. Die Telekomwerbung für mein Taxi beinhaltete auch eine Werbemanchette für die Kopfstütze. Verarbeitet ist das Teil, wie die Kissen für Wanderer: eine Seite gummiert, die andere Seite Stoff, ein Schaumstoffkern. Auseinandergerollt lang genug, um daraus zwei Sitzpolster zu basteln. Ich schnappe mein Multitool, schneide das Ding in zwei Hälften, gehe zu dem Menschen mit dem Jack Russell:“Morgen, ist das nicht ein wenig kalt am Hintern, für Dich und den Kleinen?, frag ich. „Ich hätte eine Unterlage anzubieten.“
Für sich lehnt er ab, doch für den Fiffi die nimmt er dankbar an. „Der würde sich freuen.“ Ein Lächeln. Ich lege dem Kleinen die Unterlage hin, die er sich mit den Vorderpfoten auch gleich unter den kleinen Hundehintern drapiert.
Kurze Verabschiedung. Ich hab zu arbeiten. Und zu lernen.

Getroffen

Shit happens. Auf dem Weg zur Dialyse ein Auffahrunfall. Ich bin schuld. Kotflügel verbeult, Stoßstange ebenfalls und der Scheinwerfer im Eimer. Doch ein freundlicher Unfall“gegner“. Wir sind cool. Beide Vielfahrer. Er ist Verkaufsleiter einer großen amerikanischen Süsswarenvertiebsfirma. Ich regele gleich vor Ort, telefonisch die Formalitäten mit der Versicherung. Er entschuldigt sich, dass er die Polizei rufen muss. Leasing und Firmenfahrzeug. „Weisung von oben.“ Ich hab Verständnis. Wir warten. Wir warten sogar lange. Es ist kalt. Wir kommen ins Gespräch, ich frage, was er genau macht. Er erzählt und holt aus seinem Auto zwei lila Tüten. Zarte Marzipankugeln und kleine Genuss Kugeln. Beide Tüten drückt er mir in die Hand. „Kleines Trostpflaster“, meint er. Das finde ich nett und bemerke, dass ich noch nie mit Schokolade belohnt wurde, weil ich was kaputt gemacht hab. Süß.
Nach eineinhalb Stunden kommt endlich die Polizei. Als der Unfall aufgenommen ist, schütteln wir uns die Hände und fahren, immer noch entspannt, beide unserer Wege.
Inzwischen sitze ich im Büro der Werkstatt. Hier ist es mindestens so kalt, wie an der Straßenecke eine Stunde zuvor. Man hat mir eine rosa Decke mit Ölflecken gegeben. Unter der sitze ich jetzt und tippe den Beitrag.
Eigentlich wollte ich heute noch mal dick Geld verdienen. Naja, ich hab meine Buchführung dabei. Und die mache ich genau jetzt.

Plan Änderung

Mist. 3,8 Grad und Regen.
Ich bin wirklich kein Weichei, aber bei solcher Witterung laufen, fällt mir schwer.
Jetzt bleibt das Studio; was bedeutet Laufband und Krafttraining; wobei das Krafttraining Spaß macht.
Hat man aber geplant, durch den Wald zu laufen, erscheint die Option drinnen zu sporteln leider wenig reizvoll.
Oder wage ich es doch?