Das Gute vom Tag

Das Bewusstsein, alle Tagesziele erreicht zu haben.

Der Frisör Besuch. Immer wieder erfrischend. Und das nicht nur für die Haare.

Der Abend mit Grillhähnchen bei Rigatoni, der eigentlich ein Chili Abend bei
mir sein sollte. (Beide haben gekocht und auf den Besuch der anderen gewartet.
Das muss man uns erst mal nachmachen 😀 )

Das gemeinsame Meditieren mit Hilfe von Weingläsern, statt Klangschale.
Das gemeinsame Singen.
Das gemeinsame Trommeln zu irischer Musik.
Das gemeinsame Tanzen.
Das Lachen.

Wieder mal feststellen, dass wir Ying und Yang sind. Und es gut finden.

Das Glück, dieses Leben leben zu dürfen.

Danke!

Samstag Abend

Hier sitze ich. Vor mich hin lächelnd. Glücklich. Einfach so.
In den letzten Monaten hatte ich oft die Befürchtung, so würde es nie wieder sein. Vieles war schwer. Oft saß ich da, wie in einem Topf fest gekochter Marmelade. Dann nicht wissen, wohin soll die Reise gehen. Unentschlossenheit war mein größter Feind. Ich weiß jetzt schon, dass mein Jahresrückblick, dieses Jahr, alles andere als langweilig ausfallen wird.
Jetzt, während ich das hier schreibe, stimmt einfach alles.
Es gab für den heutigen Abend mehrere Optionen:
-Der Stachel, die Kneipe in der ich fünf Jahre meines Lebens zubrachte, feiert heute fünfundzwanzigjähriges Jubiläum. Zum zwanzigsten war ich noch da.
-Martini Markt im Nachbarort.
-Im Möbelhaus die lang erwartete Kommode abholen und mich ums einrichten kümmern, um danach noch auszugehen.
Letztlich habe ich erst die Möbel abgeholt und habe dann das Deko Material für die Baumfrau besorgt.
Als ich mit dekorieren fertig war, gab es die anderen Optionen immer noch. Doch, oh Wunder(!), ich hatte keinerlei Drang auszugehen. Seit Monaten habe ich das erste Mal keinen Fluchtreflex. Ich fühle mich einfach pudelwohl.
Hier sitze ich nun, die Beine hoch gelegt, auf meinem Sofa und betrachte die Baumfrau.
Dazu ein Glas Merlot.
Wohlfühlen. Genießen. Freude.
Dankbarkeit.

Man darf auch gehen

Die Beiden hatten sich in der Kneipe getroffen, bevor sie zu ihm gingen. Sie freute sich auf den Joint, der ihr versprochen worden war. Jetzt saßen sie auf seiner Couch. Er war nett, zuvorkommend und unterhaltsam. Sie unterhielten sich und lachten viel. Manchmal erzählte er Stuss, manchmal sie. Die Sprechpausen wurden länger. Sie kannte solche Situationen von früher. Er rückte näher heran. Sie begann ihre Schuhe anzuziehen, die sie zugunsten bequemeren Sitzens ausgezogen hatte. Den Abend über hatte sie zwei Liter Wasser, auf einen Korn, getrunken. An der Tür, eine Umarmung zum Abschied. Etwas steif. Den Rückweg durch den nächtlichen Park, am murmelnden Bach entlang genaß sie. Sternenhimmel, mit einem neuen Mond. Ihr fiel auf, dass sie sich nicht mal die Telefonnummer hatte geben lassen.

Welche Weisheit hatte ihr Frau Begovic, eine Kundin, letztlich mit gegeben: Wenn Du etwas vergisst, oder nicht mal daran denkst, ist es entweder unwichtig, oder nicht gut für Dich. Da ist etwas in Dir, das weiß bescheid.

Sie schloss die Haustür auf und freute sich zu Hause zu sein. Allein.

Was man braucht, bekommt man auch – oder, wie Menschen einen spiegeln

Es ist alles toll. Ok, fast alles. Der Rücken ist nicht so gut, wie ich dachte. Macht aber nichts, es ist nicht mehr so schlimm wie heute Morgen. Rotlicht Kabine und Sauna zeigen Wirkung, ebenso wie die Zuwendung meines Trainers Frank, der mich unter anderem an die Klimmzugstange hängt, damit mein Rücken sich längt.
Besonders erfreut bin ich über das Angebot unserer Sauna Fee. Sie hat ein Spinning Rad zu Hause stehen und gibt mir ihren Haustürschlüssel, damit ich in Ruhe mein Cueing üben kann, wenn sie nicht zu hause ist. Ich kann mein Glück kaum fassen. Ich hab einen Lauf, denke ich unter der Dusche. Der nächste Gedanke: Das spricht ja wohl hundertprozentig für mich. Würde sie mir den Schlüssel geben, wenn ich nicht absolut vertrauenswürdig wäre? Meine Stimmung ist trotz spackendem Rücken im Hochbereich. Unterstützung aus Ecken, mit denen man nicht rechnet. Klasse.
Dann, Kekse und Tee bei der Dame. Es ist schön, es ist gemütlich und lustig. Die Kekse, extra aus Schottland eingeflogene Ginger cookies, mit viel Schokolade dran, sind ebenfalls toll.
Dann, email von der Kursleiterbeauftragten aus dem Studio. Meine Bewerbung findet sie klasse. Meine Formulierung, ich sei „fabrikneu“ findet sie originell, schließlich bewerbe ich mich in der Sportfabrik :-). Sie will erst die Leute mit „älteren Rechten“ fragen; wenn keiner will, wird sie sich auf jeden Fall bei mir melden, schreibt sie. Cool, so kann ich mich bei der Sauna Fee fit machen und, gegebenenfalls, den Kurs doch übernehmen, weil ich mich dann sicherer fühle.
Bis jetzt lässt sich 2015 hervorragend an. So darf es bleiben.

Once upon a time – keine Grenze kennen

Mit dreizehn habe ich meinen ersten Vollrausch.
Im Bonner Loch, so heißt das Areal um die U-Bahn vor dem HBF, haben wir alle zusammen gelegt; 2 Flaschen Vodka und eine Tüte Orangensaft gekauft.
Becher haben wir nicht, also muss der Vodka halb geleert werden.
Von Alkoholika in der Prozentordnung habe ich keine Ahnung.
Ich setze die erste Flasche an und nicht mehr ab, bevor sie nicht halb leer ist. Die Menge an Flüssigkeit ist nicht das Problem und der Alkohol in der kurzen Zeit (erst mal) auch nicht.
Mit der zweiten Flasche verfahre ich genau so.
Kann man doch nicht wegschütten! War schließlich teuer genug (Welch ein Schwachsinn!)
Somit habe ich in 5-10 Minuten quasi eine Flasche Vodka getrunken.
Seltsamerweise fühle ich mich noch gut…(?)

Das ändert sich, als ich mich erhebe, um auf die öffentliche Toilette zu gehen. Die ersten Meter merke ich immer noch nichts-
doch dann registriere ich, dass ich auf dem Boden liege.
Scheinbar ist gerade eine U-Bahn angekommen, ich sehe nur noch Beine und Füße, die um mich herum laufen und scheinbar nichts um mich geben.

Dann werde ich gepackt.
Auto und Bosse schleppen mich zur Toilette, meinen ich soll zusehen, dass ich das Zeug wieder aus dem Leib bekomme.
Auto (Papa Punk) war noch nicht da, als ich mir das Zeug in den Rachen geschüttet habe. Er schimpft mit mir.

Was völlig surreal ist: Ich bekomme alles voll mit. Ich kann mich nur nicht wirklich bewegen. Das will nicht gelingen.

Auf der Toilette angekommen, bugsiert Auto mich in eine der Kabinen und befiehlt:“Los, raus mit dem Zeug!“

Ich schließe ab, stecke mir den Finger in den Hals.
Ich höre gar nicht mehr auf, mich zu übergeben.
Langsam wird mir komisch, alles dreht sich. Scheinbar ist doch schon einiges in die Blutbahn geraten, jedenfalls fühle ich mich jetzt ziemlich betrunken.
Und, viel schlimmer, ich erinnere mich nicht, wie die verdammte Klotür aufgeht.
Mir kann auch niemand zu Hilfe kommen, weil die Kabine oben vergittert ist.
Toll!
Also erteilt man mir Anweisungen von draußen und nach einer halben Ewigkeit bekomme ich es hin.
Wieder werde ich gepackt.
Boar, ist das kalt am Kopf!
Sie haben meinen Schädel unter den Wasserhahn gesteckt.
Eiswasser flutet über meinen Skalp.
Mit irgendwas rubbeln sie mich ab. Es wird alles immer nebulöser. Und trotzdem bekomme ich alles mit.

Dann kommt Veronika, mit ihrer Theaterschminke. Ein riesen Puderpinsel, mit totenbleichem Puder kommt auf mein Gesicht zu.
Ich frage, lallend, ob ich nicht schon blass genug wäre.

Irgendwann hält man mich wohl für hergerichtet genug, wir gehen (ich wanke eher)zurück zum Brunnen, auf dem ich mich erst mal ablege.
Einschlafe.
Bis ich merke, dass einer an meiner Brust rumgrabscht. Ich gebe wohl irgendwelche Töne von mir, denn Auto ist plötzlich da und geht mit dem Typ nicht gerade sanft um.
Danach kommt er und flößt mir Hagebuttentee ein; damals gibt es im Bonner Loch noch einen Teeladen, wo er ihn besorgt hat.
Ich friere und zittere am ganzen Körper.

Die Zivilstreife kommt wie üblich vorbei. Keine Ahnung, wie die anderen es hin bekommen, dass die mich nicht mit nehmen. Doch ich bleibe.

Nachher, so wird mir Tage später erzählt, gehe ich noch dazwischen, als irgendein Exknacki einen meiner „Familie“ zwischen hat und schlage im, laut Aussage, wohl schön was auf die Zwölf.

Man wäre sehr überrascht gewesen, von meiner Treffsicherheit und überhaupt hätte man zwei Stunden später gar nicht mehr so arg gemerkt, dass ich vorher noch so hilflos war. Das wäre schon seltsam gewesen, meinten die Erzähler.

Verkehrte Welt. Erst bekomme ich alles mit, kann mich aber nicht korordinieren und zwei Stunden später kann ich mich koordinieren, aber an nichts mehr erinnern.

Außerdem kann ich wohl sagen, dass ich an diesem Tag mehr Glück, als Verstand hatte.

Und, dass mein Verstand noch so wunderbar funktioniert, grenzt ein wenig an ein Wunder.
Denn, das sollte nicht der letzte Rausch gewesen sein.

Nur ein Augenblick

Nach der Arbeit geht es erst zur Massage, dann umziehen um- na, im Wald eine Runde laufen zu gehen. Es regnet wieder leise auf das Blätterdach. Ich trabe vor mich hin, 74% Puls, und merke:
Das geht schon besser, als vor zwei Wochen.
Auch der Puls ist niedriger.
Ich nehme es freudig zur Kenntnis, laufe weiter und entscheide mich nach 15 Minuten das Tempo zu steigern. Ich ziehe an, fange den Puls bei 85% ein. Es funktioniert, er büchst nicht aus, bleibt da, wo er soll.
Das Tempo halte ich 12 Minuten, dann will ich sehen, wie es mit dem Einfangen in die andere Richtung aussieht. Ich drossele das Tempo und bin nach einer Minute wieder bei 75%.

Gegen Ende der Runde vernehme ich ein Klopfen. Ich bleibe stehen, lausche, weiß was es ist und versuche zu orten, woher es kommt. Zwei Meter weiter vor steht eine Pechkiefer. Klingt, als käme es von da. Es ist aber nichts zu sehen.
Ich lege meine Hand an den Stamm, bin ganz leise, kann ihn nicht sehen, als ich mit der Hand auf der Rinde, nach oben blickend, um den Baum schleiche.
Doch ich spüre die Erschütterungen im Baum, wenn der Specht seinen Schnabel ins Holz hämmert, um dort Larven und anderes Getier zu ergattern.
Ich stehe da eine ganze Weile, lächle, während ich den Specht in meiner Hand spüre, den Regen auf den Blättern höre und die frische Luft atme.

Erst als Leute den Weg entlang kommen, wird mir bewusst, dass der Puls jetzt wohl ziemlich unten sein muss und dass mir langsam kühl wird.
Der Zauber des Augenblicks ist vorbei und obwohl eher kurz, trägt er zum Glück bei.

Ich freue mich, dass die Natur mich immer noch so in ihren Bann schlagen kann.
Ein echte Geschenk.

Heiter bis wolkig

Oder anders herum.
Irgendwie bricht sich alles Bahn. Mich nervt einfach alles. Alles ist mir zu viel. Das erste mal muss ich heute Morgen Druck ablassen. Nach den Dialysefahrten will ich Brötchen holen. Vorm Edeka, im Taxi sitzend, öffnen sich die Schleusen. Wieder mal heulen. „Was denn jetzt“ , denkt es in mir. Ich wünsche mir so sehr Entspannung und Erleichterung. Würde am liebsten einfach alles hinter mir lassen.
Während ich das so denke, erinnere ich mich, wie es ist, erleichtert und entspannt zu sein.
Das zeigt Wirkung. Sogar meine Nackenmuskulatur wird locker. Super!
Mit dicken Augen gehe ich Brötchen holen. Mir doch egal, was die denken.

Mittags geht’s in die Waldau. Ich will laufen. Schon auf dem Weg dort hin, geht’s schon wieder los. Auf dem Parkplatz lass ich wieder laufen. Simse mit der Dame; sie ist beim Imkerkurs, bietet an nachher vorbei zu kommen, mit einer großen Tüte Empathie. Allein das Wissen, eine so gute Freundin zu haben, tut gut.
Ich weine noch ein wenig vor mich hin. Dann erinnere ich mich an meine Metta Meditation App (ihr dürft lachen, aber die ist echt gut). Die Kontemplation für heute:

Möge ich erkennen, wie sich alles entwickelt, egal, ob ich das Gefühl der Kontrolle über die Situation habe oder nicht.

Als ich das lese, muss ich laut lachen. Das trifft den Nagel ja so ziemlich auf den Kopf.
Mit diesem Satz im Kopf, laufe ich schließlich los.
Ich laufe so locker, wie ewig nicht; der Puls ist so niedrig wie lange nicht; ich laufe weiter, als die letzten Wochen und als ich wieder Richtung Parkplatz komme, bricht die Sonne durch die Wolken um helle Kleckse auf den Waldboden zu streuen.

Jetzt fühle ich mich wieder leicht. Und es geht sogar ein Stück in Richtung Glück.
Die Sonne malt halt auch helle Flecken auf meine Seele. 🙂