Von Allem und von Geschenken

Mein Weg war hart, manchmal stand mir die Scheiße bis zum Kinn. Aber auf Zehenspitzen stehend, den Kopf nach oben gereckt, reichte es zum Atmen. Zum Überleben. Dann war die Jauche auf Knie Höhe gesunken. Ich wähnte mich in Sicherheit. Bis zur nächsten Kloaken Flut. Egal, weiter gehen. Manchmal hing ich fest. Oft fühlte ich mich einsam. Allein gelassen. Dabei waren da viele helfende Hände, die mich weiter zogen, wenn es aus eigener Kraft nicht ging. Kleine Lichter waren da. Klein, aber hell. Sie leuchteten manche Situation für mich aus, veränderten meinen Blickwinkel. In den letzten Tagen war da eine gewisse Taubheit in mir. Das machte mich nervös. Doch ich dachte mir – nimm es einfach an, vielleicht passiert da grade was – . Und ja, tatsächlich. Ich bin heute morgen aufgewacht und wusste, ganz tief drinnen, es ist anders. Den ganzen Tag erlebe ich eine Bestätigung, nach der anderen, dass es wahr ist. Nicht nur Wunschdenken.

Es ist viel passiert. In mir. Und ich bin weit gekommen. Das erste Mal liebe ich, einfach der Liebe willen (also, jedenfalls seit ich mich erinnern kann). Ich wusste gar nicht, wie das geht. Klar ist, man muss kräftig in sich aufräumen. Seine Mangelzustände erkennen und arbeiten, arbeiten, arbeiten. Der Preis ist die Unabhängigkeit. Die Unabhängigkeit von der Liebe anderer Menschen. Sprich Selbstliebe. Denn wer sich selbst liebt, braucht keinen anderen, damit er einen liebt. Das Gefühl bedingungslos zu lieben ist grandios. Es ist so anders, so energetisch wertvoll. Es ist einfach schön. Gleichzeitig wird man unabhängig von der Meinung anderer. Es ist unwichtig, was andere über einen denken. Nicht, dass die anderen egal sind. Aber, wer sich selbst liebt, kann auch für sich einstehen. Ach, ich kann noch so viel schreiben, man muss es erleben.

Am Wochenende, war das erste Mal Feng Shui für den Alltag, in der neuen Behausung. Ich hatte so viel Papierkram, der unerledigt herum lag.

Eine große, blaue Klappkiste voll. Als der Klumpatsch auf und um den Tisch drapiert ist, sitze ich erst einmal eine halbe Stunde da und meditiere den Wust von Papier an. Wo anfangen? Acht Stunden später, alles clean. Eine großer Karton mit Altpapier und säuberlich abgeheftete Papiere sind der Arbeit Lohn. Und ein Gefühl von Triumph. Denn, mein neues Leben verdient es geordnet zu starten. Vielleicht hat das sein Teil dazu beigetragen, zur Klarheit. Wie innen, so außen 😉

Der heutige Tag ist voller schöner Begegnungen. Von der Kinder Party, im Taxibus, über die Chemo Patientin, die wie ein positiver Wirbelwind in die Droschke weht, den Menschen, der mir aus der Bahn zulächelt, bis zu der Tankstellen Frau, die mich begrüßt, mit den Worte: „Ah, die Frau mit den schönen Haaren.“ Sie fand Haar und Frisur schon beim letzten Mal gut. Außerdem die andere Ex-Krebspatientin, die eine Musikschule betreibt und mir ihre Visitenkarte in die Hand drückt, als ich ihr berichte, ich möchte Gesangsunterricht nehmen. Wir waren uns schon auf der ersten Fahrt sympatisch, nur hatte ich damals noch Scheuklappen für die Welt und das große Schild an ihrem Haus nicht wahr genommen. Überhaupt hätte ich damals wohl nicht den Schneid gehabt, überhaupt über Gesangsunterricht nachzudenken. Ach, und dann noch die Dame, die bei Orgelbau Firma arbeitet. Auch hier guter Rapport. Zum Abschied, der Vorschlag, doch in der Firma anzurufen, nach …. zu fragen. Sie gibt mir eine private Führung. Immer, wenn ich dort vorbei fahre, denke ich, ich würde gerne mal sehen, wie die arbeiten. Und dann das. Ich sag mal: Es läuft.

Danke, für alles 🙂

Fröhlich aufgeräumte und unabhängige Grüße aus dem Silvialand!!!

 

 

 

 

 

Der Cleaner ist da

So nicht!
Das denke ich, als ich mit essen fertig bin. Ich sehe mich um und beginne zu wirbeln.
Die Küche ist ruckzuck aufgeräumt.
Nebenbei auch das Wohnzimmer.

Ich flitze ins Arbeitszimmer packe mir den Stapel Rechnungen, beginne zu überweisen.
Bis auf den Bescheid vom Finanzamt, für die Nachzahlung. Das muss bis morgen warten, erst dann ist das Geld dafür verfügbar.
Dazwischen räume ich den Schreibtisch auf. Schnell und effektiv. Ich rausche ins Bad, auch hier Unordnung.
Es ist nirgends wirklich viel, doch genug, dass es stört.
Als ich das Haus verlasse, ist alles so, wie nach der Entrümpelung.
Es bleibt der Papierkram, den ich nicht sofort erledigen kann.
Dafür habe ich den Freitag Abend fest eingeplant.
Und auch der Sport durch diese Variante nicht aus.

Das hast Du Dir so gedacht, Du verdammter Schweinehund 😉

Aufräumen Stufe II

Da ich arbeiten muss, verschiebe ich die weitere Entrümpelung des Hauses auf Freitag. Da kann ich Mittags Feierabend machen und mich dem weiter widmen.

Heute morgen packe ich einen weiteren Müllsack in meinen Kofferraum, um ihn zur MVA zu bringen; und vergesse ihn prompt.
Als am HBF eine Dame einsteigt, deren Koffer ich einlade, lächelt mich die blaue Tüte an.

Als ich die Dame wieder abgesetzt habe, sehe ich mich in meinem Taxi um.
Gerümpel; Durcheinander.
Da ich eh den Müllsack entsorgen will, fahre ich erst zur MVA und direkt weiter zur Waschstraße.
Durch die fahre ich gerade. Erst von außen reinigen.
Und gleich werde ich die Abfalleimer hier mit meinem Prüll füttern.

Ich freu mich schon drauf, wenn ich fertig bin:-)

Zurückerobert

Die erste Charge Akten ist vorsortiert.
Aus ganz vielen Zetteln, drei relativ kleine Stapel gezaubert.
Die Regale sind sortiert und entmüllt.
Der Schreibtisch ist nun komplett frei, sogar die Pinwand ist aufgeräumt.
Ich habe Briefe gefunden, die ich voller Kummer an jemanden geschrieben, aber nie abgeschickt habe und Tagebücher voll seelischem Schmerz.
Dazu noch die Rechnungen von der Psychotherapie.
Die Briefe habe ich in einem feierlichen Akt den Flammen übergeben; die Tagebücher und die Rechnungen dem fröhlichen Team von Bonn Orange überantwortet.

Danach habe ich die Musik bis zur Endstufe aufgedreht und in meinem zurückeroberten Raum einen wilden Tanz auf’s Parkett gelegt.

ATMEN. Das kann ich jetzt.

Und zur Belohnung gehen der kleine Saboteur, er war so artig heute, ich und eine Cycling Kollegin, auch bekannt als Rebellische Kriegerin, beim Griechen schön lecker essen.

Ich glaube, heute gibt es mal einen Wein 🙂

Land in Sicht

Ich sitze an einem Schreibtisch, dessen Platte ich sehen kann, in einem Raum, in dem das Chaos der Ordung weicht.
Mein Büro ist im Begriff, sich wieder als solches zu präsentieren.
Nachdem ich die sichtbare Unordnung beseitigt habe, starren mich die Akten und Zettel an.
Wie im Kolosseum, so spannend ist es.
Wer wird obsiegen?
Die heldenhafte Gladiatorin Silviana Maxima Taxifahria, oder der widerwärtige Aktenius Brutalus Chaoticus?

Ok, ich fantasiere….

Zwischenstand

Es ist schon klar, der kleine Saboteur meint, jetzt ist’s genug. Die Küche ist fertig. Inklusive Medikamenten Schrank. Schätze, Schmerzen werde ich die nächsten 10 Jahre nicht leiden. Ibuprofen in rauhen Mengen gefunden. Und L-Thyroxin… Ich könnte Krisengebiete versorgen.
Jetzt kann ich meine täglichen Medikamente in den Schrank räumen und finde sie wieder.
Das ist neu, und die Arbeitsplatte somit aufgeräumt.
Ich gönne dem Saboteur nun einen Kaffee. Danach wird er friedlich sein.
Dann geht’s ins Gruselkabinett (Büro).
Juhu!!!!

Küche oder Büro?

Das ist hier die Frage.
Und während ich beim Frühstück noch darüber sinniere, habe ich schon wieder Teile aus der Küche entfernt.
– Eine Leuchtreklame, aus meiner Stammkneipe (die vor 25 Jahren, wie mir gerade aufgeht) von Schwarzer Krauser. Mein favorisierter Tabak zu Punkzeiten.
– Eine Sprudelwassersäule, die ich schon seit Jahren nicht mehr in Betrieb nehme (ein Geschenk von Marcus zum 25.Geburtstag)
Ich habe Futtermittel in Schränke geräumt und einen Zollstock in die Werkstatt.
Denn, als ich heute morgen runter, in die Küche kam, habe ich mich sehr viel wohler gefühlt, als noch gestern morgen.
Oh, nein! Denkt Ihr jetzt hier sieht’s aus, wie bei Familie Messi? So schlimm ist es nicht.
Doch war es genug, um jetzt aufzufallen (und das nicht nur, wegen des Randes, den der schwarze Krauser hinterlassen hat).
Den Krauser mit eBay….. Neee, dann steht das Ding immer noch hier rum.

Jetzt werde ich erst mal einen Kaffee trinken. Es wird nur ein Senseo werden, leider ist mein Espresso leer.

Im Wohnzimmer habe ich auch schon einiges entdeckt, was rausfliegt. Doch am meisten grusele ich mich vor meinem Büro. Der Kram, der rum liegt, ist weniger problematisch. Tüte auf, Tüte zu, raus damit.

Akten sortieren. Als ich letztlich für den Steuerprüfer die Bankunterlagen gesucht habe, sind mir Genehmigungen für Krankenfahrten in die Hände gefallen, von Patienten, die schon seit 9 Jahren tot sind.
Wenn ich da eintauche, komm ich vor morgen früh nicht mehr raus, fürchte ich…

12 Quadratmeter Gruselkabinett. Dieses Wochenende ist Pützchens Markt. Ich könnte ja mein Büro als so eine Art Geisterbahn anbieten.

Ich muss mich übrigens korrigieren. Das Feng Shui Buch trägt den Titel Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags und nicht, wie von mir vorher angegeben,
… gegen das Alltagsgerümpel. Auch, wenn das am Sinn nichts ändert: Ordnung muss sein 😀

Sachensucher – Eintrittskarte

Das ist der Gegenstand, den ich suchen soll. Er ist schnell gefunden:
Eine Eintrittskarte für ein Depeche Mode Konzert vor ein paar Jahren.
Als nächstes geht es an die Aufgabe. Buch umgedreht, blind eine Seite aufschlagen:
Mach etwas ungewöhnliches!
Mmmhhh. Ich sitze am Küchentisch, frage mich, was für meine Person wirklich ungewöhnlich ist. Irgendwie kommt mir Aufräumen in den Sinn.

Das soll ungewöhnlich sein?!
Das mag sich jetzt der ein oder andere von Euch fragen.
Für mich schon. Ich benehme mich, wie das personifizierte Chaos.
Ich erwähnte ja schon mal, dass ich mich irgendwann für eine gewisse Unordnung im Leben entschieden habe. Und so sieht es auch aus. Ich lasse immer irgendwo was liegen, es sieht immer leicht unaufgeräumt aus.
Und was den Papierkram angeht: Ihr durftet ja lesen, welch Probleme ich während der Steuerprüfung, wegen meinem selbst produzierten Chaos, hatte.

Ich berichte dem Herrn Gemahl von der Aufgabe.
Er muss scheinbar gar nicht überlegen und hat in Sekundenschnelle die Idee: Aufräumen!
Ich lache. Ich lache sogar sehr laut.

Gut. Während der Herr Gemahl diese Woche dem Bodensee entgegen kradelt, werde ich mich der ungewöhnlichen Aufgabe des Aufräumens widmen.
Und wer weiß, vielleicht fühle ich mich ja danach zu Hause(?).