Nebelnieselregen in Feenhausen

Da sitze ich.
Des drückenden Schuhs entledigt.
Traurigen Abschiedsklängen
des Dulcimers lauschend.

Feinstnebelnieselregen
sich auf Rododendren legt.
Hase unbeeindruckt über
Wiesen hoppelt.
Vögel tun, als sei hellster
Sonnenschein.

Viel Einsamkeit.
In lauter Stille
ganz allein.
Sich all dem ganz ergeben,
dazu muss man wohl Ire sein.

Sauberer Abschluss

Was hab ich gelitten, ob meiner Verliebtheit in Mr. Freeze. Es hat lange gedauert, bis ich es als Geschenk sehen konnte, mich in andere Menschen verlieben zu können. Es ist, wie es ist. Ich liebe den Herrn Gemahl und doch besteht jeden Tag die Möglichkeit, dass ich mich wieder in jemanden verliebe. Heute genieße ich es. Ich werte es nicht mehr. Es ist weder gut, noch schlecht. Das Gefühl ist immer wieder schön. So einfach ist das. Es ist nur ein Gefühl.

Heute war es soweit. Das letzte Training bei Mr. Freeze. Die Kriegerin und ich haben ein Geschenk vorbereitet, eine Graphic Novel und eine Packung Frit. Dazu habe ich einen Vers geschrieben. Lampenfieber plagt mich, Erinnerungen an mein Desaster, als ich das Geburtstagsgeschenk vor einem Jahr überreicht hab, kommen hoch. Mir ging es damals tagelang schlecht davor und auch danach (dabei empfand ich beim Zusammenstellen so viel Freude). Schuldgefühle, weil er Geschenke und Geburtstage nicht mag und ich trotzdem schenkte. Wie ein kleines Kind habe ich mich gefühlt, das wer weiß was verbrochen hat.
Nun geht es drauf zu, das Geschriebene vorzutragen. Und wieder ein Geschenk zu überreichen.
Ich lobe mich ein wenig selbst. Der Text ist kurz, knackig und kein bisschen gefühlsduselig. Ich  trage ihn vor, ein wenig theatralisch, der Wirkung halber. Es kommt an. Sowohl bei Mr. Freeze, wie auch den Kursteilnehmern (sie wussten nicht von der Aktion), es gibt Applaus.
Heute fühlt sich alles richtig an. Kurioserweise sind auch meine körperlichen Symptome eine halbe Stunde nach dem Vortrag vollends verschwunden. Rückenschmerzen, Herzrasen, erhöhte Temperatur, alles weg.
Sollte mein Körper, meine Furcht, vor diesem Abschluss gespiegelt haben?
Dann kann ich nur sagen, gut es durchgezogen zu haben. Ich bin tiefenentspannt. Fühle mich rehabilitiert. Nicht vor den anderen. Vor mir selbst. Das Kind vom letzten Jahr ist erwachsen geworden. Die Frau von heute blickt mit Nachsicht zurück. Das wurde auch Zeit.
Atmen. Lächeln. Die Erde dreht sich.

Ein klein wenig weh

Nun ist es amtlich. Mr. Freeze wird uns verlassen. Wenn ich bedenke, dass ich eine Zeit mein Herz an ihn verloren hatte, habe ich es gut aufgenommen. Traurig bin ich trotzdem.
Als ich mich selbst verloren hatte, war er mein Leuchtfeuer. Mein Vorbild. Eine Weile war der Kontakt intensiv, was mehr an mir, als an ihm lag. Er hat mir geraten. Und, meine Anwürfe ausgehalten.
In der Zeit habe ich eine Menge gelernt. Akzeptanz. Distanz. Schlachten ohne Kampf gewinnen. Aushalten. Meine eigene Messlatte zu sein. Loslassen. Distanziert verbunden sein. Mich selbst annehmen.
Oft, wenn ich mich an ihm wund gerieben hatte, kam eine neue, alte, schlecht verheilte Wunde zum Vorschein. Das war interessant und verwirrend, ja überraschend. Und hilfreich, um endlich meine Vergangenheit aufzuarbeiten. Dabei war er nur da. Nicht im Sinne von für mich da, sondern einfach da. Mit bestechender Regelmäßigkeit.

Nun habe ich mich wieder gefunden. Bin mein eigenes Licht. Mein eigener Mittelpunkt. Ein Vorbild brauche ich nicht mehr. Kann mir selbst vertrauen. Habe meinen Weg gefunden. Stehe auf. Stelle mich gegen Ätzer. Bin stark.

Er kam, kurz bevor mein Zusammenbruch kam und er geht. Jetzt, wo ich mich gewappnet fühle.

Es gibt etwas woran ich fest glaube: Das Schicksal schickt uns immer jemanden, der uns hilft zu lernen. Manche bleiben länger, andere kürzer. Eben genauso lange, wie wir diese Person nötig haben. Manche verschwinden danach ganz, andere tauchen als kurze Besucher noch mal auf. In seltenen Fällen bleiben sie uns als Freunde erhalten. Das ist dann schön. Für jeden bin ich dankbar. Halt ebenso für Mr. Freeze. Ich werd den alten Punkrocker vermissen.
Und jetzt gönne ich mir ein paar Tränen.

Kiwi

Das war unser letztes Wochenende.
In Winningen, für dieses Jahr. Der Campingplatz schließt seine Tore und wird wegen des Hochwasserschutzes abgebaut.
Die Verabschiedung von der Betreiberin ist so herzlich, dass es mir, wie jedes Jahr, einen Stich ins Herz versetzt.
Diese Frau aus Neuseeland ist ein so warmer Mensch, mit so viel Herz.
Sie fühlt sich alt, erzählt sie mir. Die Saison sei hart gewesen. Keine Verschnaufpause. Und auch nebenher sei es heftig gewesen.
Ich spüre ihre Sehnsucht. Nach Entspannung und glücklich sein. Und im nächsten Moment äußert sie genau das. Und, dass Glück bei ihr nicht am Geld hängt.
Da sind wir ganz nah beieinander.
Auch für mich hängt Glück nicht am Geld.
Arme Menschen, bei denen es so ist.
Geld weg, Glück weg. Welch schreckliche Vorstellung!
Jetzt ist sie froh, diese Saison geschafft zu haben. Sie hüpft vor mir herum, wie ein kleines Kind. „Geschafft!“ Sie strahlt mich an. Wir drücken uns ausgiebig. Und freuen uns, uns im nächsten Jahr wieder zu sehen.

Ich wünsche ihr Glück und Entspannung satt.

Entrümpelung = Klärung

Ja, das ist es wirklich.
Weißt Du, manchmal verrennt man sich. Da findet man jemanden erst total doof. Dann, och, so doof ist der ja gar nicht.

Beim nächsten Mal ist es Sympathie, dann ist dieser Jemand ein Vorbild. Und dann…?
Dann wirst Du es nicht mehr los, Du bekommst Angst, weil es alles in Frage stellt.
Zum Glück ist der Herr Jemand schon von Natur aus ein distanzierter Typ, daher ist für ihn leicht, was Du nicht schaffst. Emotionale Distanz.

Und dann hast Du zusätzlich zu Hashimoto und Depressionen, auch noch zu schauen: Was stimmt mit Deiner Beziehung nicht, oder/und mit Dir selbst? Wo muss sich etwas ändern?
Ist jetzt alles zu Ende?
Und weil das alles so viel ist, weißt Du nicht, wo Du anfangen sollst.

Dann gehst Du zur Therapie, die gut läuft, doch die andere Geschichte hast Du im Hintergrund. Ständiges Rauschen.
Du begegnest ihm immer wieder. Du sagst ihm, was los ist.
Die Distanz wird größer. Er sorgt dafür, zum Glück.Er weiß, was er tut. Gut.
Du bist total labil. Kannst emotional nicht alleine laufen. Musst Dich auf andere Menschen stützen.

Du willst das gar nicht fühlen, was Du fühlst….
Doch hälst Du es aus.
Du könntest es einrichten, ihn nicht zu sehen, doch Du willst mit bekommen, wenn es endlich vorbei ist.

So, wie es gekommen ist, so geht es. Heimlich verlässt es Dich wieder. Auf einmal ist er wieder ein normaler Typ, wie 1000000 andere.
Er hat versprochen, es würde vorbei gehen. Er hatte recht.

Erst wirst Du die Depressionen los, während dessen bekommst Du den Hashimoto in den Griff, Deine Beziehung ist auf einmal wieder schön, weil Du eine andere bist und sagst, was Dir nicht gefällt. Weil Du Dir selbst auf einmal wichtig bist, Du Deine eigene Sonne, Deine eigene Mitte bist und Dein eigenes Vorbild.

Ab einem gewissen Punkt, kannst Du wieder alleine gehen. Bist viele kleine Tode gestorben, Menschen haben Dich verlassen, andere sind zu Dir gekommen und wunderbare Freunde geworden.
Du spürst, es ist stimmig.

Dann entrümpelst Du erst Dein Haus; hier wird Dir klar, wie wichtig dieser Jemand eine Zeit lang war. Überall findest Du was Geschriebenes und denkst: Gibt es hier irgendwas, wo dieser Name nicht drin steht? Alles geht. Nichts davon bleibt.

Dann verkaufst Du Dein Rennrad und weißt, jetzt hat auch der letzte bedeutungsschwangere Gegenstand Dein Leben verlassen.

Und mit dem Geld beginnst Du etwas Neues. Etwas, für das DU stehst.

Entrümpeltes Haus – Entrümpeleter Geist – Entrümpeltes Herz
Nur noch Zuversicht und vielleicht(!) ein ganz kleiner Schmerz

Ich liebe diese Ordnung um mich herum 🙂

Gartenarbeit

Du warst scheinbar so wichtig für mich,
Du da oben,
ich so weit unten,
mein Halt,
mein Funkfeuer,
mein Radar,
mein Vorbild,
mein Ratgeber,
nur Freundschaft, die wolltest Du nicht.
Heute Morgen schreib ich an Dich. Eine lange Mail der Erklärung, was los war.
Lösche was ich schrieb, denn ich merke, ich brauch nur noch mich.

Dieser Moment, in dem man zurück schaut und das Gefühl hat, das alles was war, einer anderen Person passiert ist. Und man merkt, wie das Geschehene schon beginnt zu verblassen.
Ein Zwiespalt der Gefühle.
Glück, dass die Zeit der Qual vorbei ist.
Und Wehmut, weil das Leid, welches man durchgestanden hat, so tiefe Gefühle inne hatte, dass jetzt, wo es weg ist, erst mal eine Lücke geschlossen werden muss.

Wie Blumen pflanzen, in der kahlen Stelle vom Beet, an der man das Unkraut heraus gerissen hat.

Abschied

Nachdem ich zu Mittag ein Edelfisch Curry vertilgt habe, besorge ich Kekse und klingel die Dame aus dem Büro. In der Nähe gibt es einen kleinen Park. Wir hocken uns zum Fuße des Kriegerdenkmals, quatschen und keksen zum Abschied.
Mich beschleicht das Gefühl, dass ich mich übernommen habe. Ich verspüre leichte Übelkeit.
Für heute habe ich definitiv genug gefuttert.

Das Wochenende

… steht im Zeichen von Abschied, Zuwendung, Liebe und Freundschaft.
Freitag verabschiede ich mich von der Idee jemandes Freund sein zu wollen, der meine Freundschaft gar nicht will. Es hat lange gedauert, diese letzte Konsequenz zu ziehen und es geht mir schlagartig besser damit.
Heute wird mir auch klar, dass es mir bei einer anderen Person ähnlich geht und, dass ich hier die gleiche Konsequenz ziehen werde. Ich werde nicht mehr auf die Zuwendung von Menschen warten. Entweder sie ist da und entwickelt sich, oder nicht.
Wie von selbst und ohne jede Mühe sind dafür zwei andere Freundschaften gewachsen, die sich wunderbar anfühlen. Und so soll es auch sein.

Samstag fahren Makrisa und ich, trotz des Regens, mit unserem Lovemobil in Richtung Winningen und werden mit Sonnenschein belohnt.
Obwohl wir jetzt schon 16 Jahre zusammen sind, denke ich wieder einmal mehr, was für einen wundervollen Mann ich habe. Er hat sehr unter den Umständen gelitten, in die ich mich begeben hatte; war ich doch für ihn in dieser Zeit fast unerreichbar.
Trotzdem ist er immer noch da. Unser Wochenende ist wunderschön, mit allem, was dazu gehört, Chili inklu (Tigerfour, entschuldige den Wortdiebstahl 😉  )

Sonntag treffen wir uns in unserer Schrauberhalle, mit der Dame und ihrer Begleitung, zum Grillen. Es wird nicht eine Minute langweilig. Ein Vogel hat sich in die Halle verirrt(?). Als die Männer beschließen „Sitz“ zu retten (die Geschichte der Namensfindung ist jetzt zu lang), ist er plötzlich verschwunden. Wir kommen zu dem Schluß, dass uns der Vogel schön verarscht hat und schließen den Abend und das Wochenende gut gelaunt ab.

An diesem Wochenende hat wirklich alles gestimmt. Und ich bin mir sicher, unsere Welt draußen ist immer der Spiegel von innen.