Um halb zwei steige ich endlich in die Droschke. Doch wer denkt, ich brause los, Geld zu verdienen, der liegt falsch. Erst mal fahre ich zur Post. Die Bewerbung wird auf die Reise geschickt. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Danach fahre ich in die Stadt. Das Schuhhaus „Gut zu Fuß“ hat angerufen, meine bestellten Schuhe sind angekommen. Ich hole sie ab, bin begeistert, wie hübsch inzwischen Gesundheitstreter aussehen. Der blaue Himmel vom Morgen hat sich gewandelt, so streife ich durch die inzwischen nassgraue Stadt. Och, so was! Noch ein Schuhladen. Und, was für ein Zufall, noch ein Paar Schuhe, das mir gefällt. Reduziert. Gekauft. Zwei Paar Schuhe an einem Tag. Das gab es bei mir noch nie. Ich wage zu behaupten, eine der Schuhärmsten Frauen überhaupt zu sein. Kaufe ich doch sonst nur Schuhe, wenn unbedingt notwendig. Es gibt nur eine Erklärung, für dieses Geldausgeben obwohl kein neues rankommt. Ablenkung.
Es geht mir sowas von auf den Zwirn, dass ich immer noch diese Konzession an den Hacken hab. Dass ich mich immer noch mit dem ganzen Brimborium drum herum befassen muss. Dieses in der Luft hängen, nicht wissen, wann ich endlich kräftig ausatmen darf und sagen:Endlich Schluss. Der Vater des Käufers ist jetzt im Rennen. Er hat versprochen, mir Mittwoch eine konkrete Antwort geben zu können, ob es Geld von der Bank gibt oder nicht. Er sollte sich eilen. Die Aktivierung von Papas Kumpel werde ich nicht zurücknehmen. Legt morgen einer Geld auf den Tisch, ist die Konzession weg. Ich hab die Faxen dicke. Warum soll ich immer auf andere warten?
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Meditation und Laufen
Mal mehr, weniger gut gelingt mir das. Dem Atem folgen. Bis zehn zählen. Ich schaffe es zwei mal, dann erwische ich meinen Geist. Es ist wirklich unglaublich. Die eine Hälfte zählt genüsslich bis zehn, während die andere Hälfte Blogeinträge formuliert (?). Kopfschüttelnd rufe ich das unstete Geistlein zur Ordnung. Ich muss grinsen. Über mich und meine Geschwätzigkeit. Mein Geist ist wie ein Fohlen. Immer noch unerzogen, galoppiert er fröhlich über Wiesen aus Gedanken. Das Laufen geht auch nur mäßig vonstatten. In den Bändern zieht es gewaltig, ich muss zwischendurch dehnen. Das alles lenkt zusätzlich ab. Also laufen mit Gehpausen. Trotzdem weitet Freude mein Herz. Die Sonne strahlt in einen wunderschönen Wintertag, überspannt von einem Himmel in lange nicht mehr gesehenem Blau. Auf dem letzten Kilometer merke ich, dass die Lust zu laufen verflogen ist. Mir ist nach stehen bleiben. Atmen. Ich höre überlaut, wie mein Atem strömt, eine Wohltat. Kein Gedanke. Atmen und durch die kahlen Baumkronen in den blauen Himmel schauen. Sein. So stehe ich wohl fünf Minuten. Fünf Minuten, in denen kein anderer diesen Weg geht. Ein Wunder, sind doch schon recht viele Leute unterwegs. Den letzten Kilometer gehe ich. Wie beruhigend.
Dann kommt mir der Gedanke, dass ich keine Lust mehr habe, auf meinen Käufer zu warten. Ich will endlich dieses Taxi von den Hacken haben. Und mir wird klar, dass es an mir ist, weiter zu warten, oder mich auf die Suche zu machen, nach einem Käufer, der die Kohle schon hat. Potenzielle Käufer gibt es genug. Ich muss nur Laut geben, dass der Betrieb noch zum Verkauf steht.
Ich habe keine Lust mehr, mich vertrösten zu lassen. Ich bin in der Beziehung einfach zu weich. Aber — das kann man ja ändern.
Ablenken
Wenn es einen Meistergrad in Ablenkung gäbe, ich hätte den 8. Dan.
Ich sitze immer noch hier.
Festgetuckert am Küchentisch
Toll was?
Wenigstens ist das Radio aus.
Ich lausche dem rhythmischen Tun der Spülmaschine.
Draußen spült der Regen die Welt sauber.
Anmeldungen in die Welt gesandt.
Am vierunddreißigsten Januar Cycling Marathon.
Davor rechtliche Grundlagen für Indoor Cycling Instruktoren.
Von wegen Rentenversicherung bla, bla.
Ja das Cycling wird mich raushauen, aus der Altersarmut, ha!
Mit 96 werde ich die älteste Droschke kutschende Indoor Cycling Instruktorin der Welt sein.
Oder, immer noch auf diesem Stuhl am Küchentisch ausharren.
Tippend. Wartend, dass mich irgendwas hier wegfetzt.
Ich werd’s wie der von Münchhausen machen:
Mich am eigenen Schopfe aus dem Sumpfe ziehen,
zwei Etagen höher mich schleudern,
um endlich meine Gymnastik turnend,
dabei meditierend, mich zur Arbeit motivieren.
Verdammte Axt!
Ablenkung
Eigentlich sollte ich jetzt eine Liste machen und anhand dieser Liste meine Tasche packen…
Und genau das werde ich jetzt tun.
Ich lasse mich immer noch viel zu gerne ablenken, gleichwohl ich es inzwischen früher merke.
Also, ran an den Koffer (oder, in diesem Fall die Tasche).