Wie ein Kind

freue ich mich, als endlich meine Büchersendung kommt.
Ich bekomme nicht schnell genug das Paketband gelöst, so neugierig bin ich.
Dann, endlich, habe ich sie von Karton und Packmaterial befreit.
Zwei Bücher: Kleine Enzyklopädie – Die Deutsche Sprache Teil I und II. VEB Bibliographisches Institut Leipzig
Band I von 1969 und Band II von 1970. Vergilbte Seitenränder, doch gut in Schuss. Sie duften nach altem Buch (wie schön).
Schon als ich beginne Kapitel I zu lesen, weiß ich, hier hat man mir etwas empfohlen, was mein Wissen ohne Langeweile mehren wird.
Beide Bücher gehörten mal einer Ilsedore (interessanter Name) Klaue. Und schon frage ich mich, was sie wohl für ein Mensch gewesen ist, ob sie noch lebt, wenn, wie alt sie wohl heute ist, und, und, und…

Die beiden werden mich zur Schreibwerkstatt begleiten.
Jetzt muss ich mich erst einmal dem Miserabeltext widmen, den ich für die Werkstatt ranbringen werde.
Ich habe noch etwas zu lesen, Textteile abzutippen und noch 17 mal auszudrucken.
Ohne den Text kann ich sonst gleich wieder heim fahren.

Wie viel lieber würde ich mich nun meinen beiden Neuzugängen widmen.

Naja, sie werden mir nicht davon laufen.

Meinen herzlichen Dank für die Empfehlung. Ich werde sie sehr genau lesen 😉

Westendstories Schreibprojekt VII – Frau Zerberus und Menschmarotten

Wieder hat die liebe Ahnungslose zum gemeinsamen Schreiben eingeladen. Die Worte, vom verehrten Herrn Salva kamen mir sehr zupass.
Und wieder einmal ist sie unter uns. Die Frau Zerberus.

Hach, dieses Menschsein hatte so seine Eigenheiten.
Sie hatte sich vorgnenommen, einfach nachzuahmen, was diese Wesen so trieben. Denn nach wie vor, wollte sie endlich die Liebe fühlen, ohne die Männerquote weiter zu gefährden.
Leider fielen ihr nämlich auch ihre Liebsten immer noch im sexuellen Wahn zum Opfer,
wenn sie im Rausch der Lust die Beherrschung verlor.
Haustiere halten, war ihr bisher auch nicht geglückt.
Im Vorratsraum stand noch Palettenweise Katzenfutter, von der Katze, die sie angenommen und dann, wie auch ihre verschwundenen Liebhaber, verspeist hatte.

Sie wollte das nicht mehr.

Inzwischen arbeitete sie in der Hämatologie. Dort stillte sie nun ihren Blutdurst indem sie dazu überging Spendenblut zu trinken.
Über all das dachte sie nach, während sie einer Beschäftigung nachging, die sie zu beruhigen schien; der Zustand den sie hierbei erlangete, kam an Meditation nah heran.
Unkraut jäten.

Sie stand auf, um vor dem Fahrrad fahren, auch so eine menschliche Marotte, noch ein Zitat von Mark Twain auszudrucken, das ihr gut gefiel:

Gib deine Illusionen nicht auf. Wenn du sie verloren hast, existierst du wohl noch, aber du hast aufgehört zu leben.

Afghanistan

Die Dame schenkt mir eine Graphic Novel:
Kriegszeiten
Eine graphische Dokumentation.
Bisher habe ich nur einen kurzen Blick darauf geworfen; warte auf den rechten Augenblick, obwohl ich sehr neugierig bin, was sie zu bieten hat.

Schreibprojekt von Westendstories, Part II

Gehetzt betrat sie den Supermarkt.
Sie brauchte dringend ein Geschirrhandtuch, oder besser zehn davon. Außerdem einen Wäschekorb. Auf dem Weg zur Kasse, ergatterte sie noch Gummistiefel aus dem Sonderangebot. Die fielen bestimmt nicht durch.
Sie musste wirklich lernen, sich zu beherrschen. So ging es nicht weiter.

Als sie mit ihrem Einkauf die Wohnung betrat, schlug ihr der metallische Geruch von Blut in die Nase und der Zerberus in ihr begann gierig zu knurren. Sie betrat das Wohnzimmer und sah die Sauerei, die ihr wahres Ich hinterlassen hatte.
Das Blut stand bis zur Tapetenabschlusskante und mitten im Raum lag alles, was von ihrem Raubzug übrig war. Ein Zebrafell. Sie war also wieder nachts im Zoo gewesen, um den Zerberus in sich zu befriedigen. Nicht lange und sie musste wieder mal umziehen.

Zur Musik der Ramones begann sie, die Gummistiefel an den Füßen, die Spuren des Schlachtens zu beseitigen. Immer wieder warf sie die Geschirrtücher ins Blut, wusch sie in der Badewanne aus, um wieder und wieder das Blut damit aufzunehmen. Es war schon dabei zu gerinnen, so mochte der Zerberus es nicht mehr.

Als sie gegen Abend endlich fertig war, warf sie die Geschirrtücher und das Zebrafell in den Wäschekorb und wartete auf die Dunkelheit.

Auf dem Fensterbrett saß ein Eichhörnchen. Sie spürte, sie musste dem Zerberus nachgeben. Blitzschnell griff sie das putzige Tierchen, riss ihm den Kopf ab und ließ das warme Blut in eine Kaffeetasse laufen.
Das ganze garnierte sie mit etwas geraspelter Schokolade.

„Als Belohnung, für die erledigte Arbeit“, knurrte der Zerberus in ihr, und stürzte die seltsame Mischung hinunter.
Würde sie jemand beobachten, er sähe eine zarte Frau, die Abends ihren Tee trinkt.

Sie wusste, das musste irgendwann ein Ende haben, wollte sie ein echter Mensch werden.

Mit dem Wäschekorb, beladen mit den Geschirrtüchern und dem Zebrafell (nicht mal die Knochen waren übrig geblieben), schlich sie, immer noch die Gummistiefel tragend, in den Garten. Sie griff sich noch die Schaufel aus dem Keller und vergrub alles fein säuberlich unter der alten Buche.

Nur gut, dass sie alleine auf dem großen Anwesen wohnte…

Schreibprojekt von Westendstories, Part II

Gehetzt betrat sie den Supermarkt.
Sie brauchte dringend ein Geschirrhandtuch, oder besser zehn davon. Außerdem einen Wäschekorb. Auf dem Weg zur Kasse, ergatterte sie noch Gummistiefel aus dem Sonderangebot. Die fielen bestimmt nicht durch.
Sie musste wirklich lernen, sich zu beherrschen. So ging es nicht weiter.

Als sie mit ihrem Einkauf die Wohnung betrat, schlug ihr der metallische Geruch von Blut in die Nase und der Zerberus in ihr begann gierig zu knurren. Sie betrat das Wohnzimmer und sah die Sauerei, die ihr wahres Ich hinterlassen hatte.
Das Blut stand bis zur Tapetenabschlusskante und mitten im Raum lag alles, was von ihrem Raubzug übrig war. Ein Zebrafell. Sie war also wieder nachts im Zoo gewesen, um den Zerberus in sich zu befriedigen. Nicht lange und sie musste wieder mal umziehen.

Zur Musik der Ramones begann sie, die Gummistiefel an den Füßen, die Spuren des Schlachtens zu beseitigen. Immer wieder warf sie die Geschirrtücher ins Blut, wusch sie in der Badewanne aus, um wieder und wieder das Blut damit aufzunehmen. Es war schon dabei zu gerinnen, so mochte der Zerberus es nicht mehr.

Als sie gegen Abend endlich fertig war, warf sie die Geschirrtücher und das Zebrafell in den Wäschekorb und wartete auf die Dunkelheit.

Auf dem Fensterbrett saß ein Eichhörnchen. Sie spürte, sie musste dem Zerberus nachgeben. Blitzschnell griff sie das putzige Tierchen, riss ihm den Kopf ab und ließ das warme Blut in eine Kaffeetasse laufen.
Das ganze garnierte sie mit etwas geraspelter Schokolade.

„Als Belohnung, für die erledigte Arbeit“, knurrte der Zerberus in ihr, und stürzte die seltsame Mischung hinunter.
Würde sie jemand beobachten, er sähe eine zarte Frau, die Abends ihren Tee trinkt.

Sie wusste, das musste irgendwann ein Ende haben, wollte sie ein echter Mensch werden.

Mit dem Wäschekorb, beladen mit den Geschirrtüchern und dem Zebrafell (nicht mal die Knochen waren übrig geblieben), schlich sie, immer noch die Gummistiefel tragend, in den Garten. Sie griff sich noch die Schaufel aus dem Keller und vergrub alles fein säuberlich unter der alten Buche.

Nur gut, dass sie alleine auf dem großen Anwesen wohnte…

Mensch, Altmann!

Lange war das Buch vergessen. Es vegetierte in meiner Sporttasche, wartend darauf wieder entdeckt zu werden:

„Gebrauchsanweisung für die Welt“ von Andreas Altmann.

Darin ein Kapitel:
Reisen und Schreiben
Ich lese; über den schlechten Ruf der Reiseliteratur, über „Schreiben ohne Sauce (Gefühl), ohne Beilagen(Sprachwitz) und ohne Gewürze (Provokation)…“

Und dann geschieht etwas, das mir in jedem seiner Bücher mindestens einmal passiert: Er zieht einen Vergleich, beschreibt eine Lebenssituation, um etwas fassbarer, bildlicher zu machen, und ich finde eine Erkenntnis für mich; für meine momentane Situation.
Diese Situation hat nichts, gar nichts mit dem Thema Schreiben zu tun, aber alles mit dem, was Altmann hier als Vergleich heran zieht.

Wer braucht schon Bücher über Lebenshilfe, wenn er Altmann liest. Der Mann hat so viel gesehen, ist so viel gereist (sowohl geographisch, als auch seelisch); es reicht seine Geschichten über das Leben und Reisen zu lesen.