Donnerstag. Ich freue mich auf ein Wiedersehen. Eine liebe Freundin macht Zwischenstation in Frankfurt. Die freie Journalistin, die ich bei Altmann in der Schreibwerkstatt kennen lernte, kommt mit dem Fernbus aus Franken, bevor sie ihre Reise in ihre Wahlheimat England antritt.
Pünktlich treffen wir uns am Fernbusbahnhof unweit des Hauptbahnhofs. Herzliche Umarmung. Wir freuen uns wie kleine Kinder, als wir uns nach einem Jahr wiedersehen.
Wir schleppen ihre Rucksäcke in meinen Maschit (Wahnsinn! Sie hat tatsächlich ein Ikea Regal im Rucksack…)nehmen die Plätze vorne ein – und bleiben wo wir sind. Zu groß ist der Drang uns unsere Erlebnisse zu berichten. Gleichzeitig wird ein Brainstorming für mein Business draus. Wir lachen viel. So viel, wie ich seit Monaten nicht gelacht habe.
Wir werden jäh unterbrochen, von einem bärtigen Menschen, der ziemlich unfreundlich skandiert, wir hätten gefälligst wegzufahren, schließlich sei das ein Gehweg, bla bla bla… Ich frage , wer er den sei, was ihn noch mehr in Wallung bringt. Er rufe nun die Polizei. Soll er doch. Petra teilt ihre Brote mit mir. Nach einer Weile kommt ihr die Idee, sie könne mich ja auf einen Kaffee einladen, wenn wir eine Bleibe für den Maschit fänden. Wir drehen eine dreiviertel Runde um den Bauzaun und finden ein Plätzchen im Parkverbot. Die Lücke passt, der Maschit steht gut.
Um die Ecke haben wir eine Teestube entdeckt. Die erachten wir als genau richtig für uns.
Wir betreten die Räumlichkeiten. Es riecht ein wenig muffig und wir stehen vor einer Küchenzeile. Ein wenig irritiert stehen wir da, bis uns ein junger Mann anspricht. Was wir wollen, fragt er. Wir bestellen zwei Tee und sehen die Preisliste. 0,30€ kostet das Heißgetränk. Dann entdecken wir sein Namenschild. „Sozialarbeiter“
Die Teestube Yona ist eine geimeinnützige Eichrichtung für Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Ein Schild im Innern verkündet, hier sei jeder willkommen.
Wir setzen uns an einen freien Tisch. Am Nebentisch spielen einige Männer Karten.
Ein Mann in grünem Lodenmantel und teurem Schuhwerk betritt die Teestube, lässt sich nieder. Bestellt.
An den Wänden hängen Bilder. Fotos von Obdachlosen. Wie es aussieht, professionelle Fotografien, aber auch Skizzen und Bilder mit Acrylfarben.
Der ganze Laden hat was von einem Studentencafe. Nur die Protagonisten sind halt anders.
An einem anderen Nebentisch sitzt ein junger Mann, mit Junkie-Blick.
Da sitzen wir, ich lese aus meinem Notizbuch Geschichten aus dem letzen Jahr vor, wir lachen, der Tee ist lecker.
Mir wird klar, wie gut es mir, trotz aller Herausforderungen, geht. Dankbarkeit erfüllt mich.
Für tolle Menschen, wie Petra, in meinem Leben, meine Wohnung, den Maschit… Vieles als selbstverständlich genommen.
Um zweiundzwanzig Uhr schließt das Cafe Yona. Wir kehren zurück zum Maschit. Zeit sich zu verabschieden.
Während Petra hinten ihre Sachen sortiert, empfinde ich derart großes Glück, dass ich beginne zu weinen. Einfach so. Es bricht aus mir heraus. Und mir wird klar, dass ich lange nicht mehr so entspannt, so fröhlich gewesen bin.
Wir verabschieden uns, wie wir uns bergrüßten. Liegen uns in den Armen. Küsschen rechts, Küsschen links. Lassen voneinander ab, um uns gleich darauf nochmals feste in die Arme zu schließen. So viel Wärme! So viel Herzlichkeit!
Freundschaft, die überdauert, auch, wenn man sich ein Jahr nicht sieht, kaum schreibt. Unkompliziertheit. Lachen. Verbundenheit. Welch wertvolles Gut!
Ich bin ein wahrhaft reicher Mensch.
Danke!