Freundin P. erzählt von einer Geburtstagsparty, der besonderen Art:
Vorweg sei noch gesagt, sie hatte dieses Gefühl einer Vorahnung, welches sie aber nicht an etwas fest machen kann. Ich weiß, es ist etwas dran, denn seit nunmehr dreißig Jahren berichtet sie davon.
Kurz vor Ostern ist sie und ihr Lebensgefährte D. eingeladen. Sie sind gegen ihre Gewohnheit viel zu früh dran (sonst sind sie nie die ersten). Die Gastgeberin kommt ihnen auf der Straße entgegen, meint sie habe eben die Polizei gerufen, der Nachbar habe gedroht, sich umzubringen und habe ihr die Türe vor der Nase zugeschlagen. Die beiden sollen sich schon schon mal bedienen. Die Zwei begeben sich in den Garten, wo die Party steigen soll. Während sie da so stehen und warten, denkt P. sie könne ja mal über die Hecke zum Nachbarn linsen, vielleicht säße dieser ja dort und lache sich ins Fäustchen, ob seiner Selbstmordandrohung. Sie lugt also über die Hecke, mit langem Hals, denkt an eine Halluzination. Schaut genauer und ruft: D, der hängt da in der Tanne!!! Rief’s und spurtet zum Nachbarhaus, wo mittlerweile die Polizei eingetroffen ist, holt sie Beamten rüber in den Garten, wo inzwischen Lebensgefährte D. sich durch die Hecke gezwängt hat und, wie im Film, den baumelnden Nachbarn hoch hält, um ein weiteres Strangulieren zu verhindern. Die Beamten nehmen den Suizidalen vom Baum. Er lebt.
Nachdem die Aussagen und Adressen aufgenommen wurden, schaut P. D. an und meint: „Da, das Gefühl ist weg.“
Manchmal ist sie mir unheimlich, meine älteste Freundin.