Noch so ein Ding – Lehrstücke

Wie es scheint, gibt es mehr neue Lehrstücke in Sachen Laufen lassen. Auf der Zugreise von Metz nach Bonn. Bahnhof Koblenz. Mein geplanter Zug geht um 18.13 Uhr. Auf dem Nebengleis steht ein Regionalexpress, ebenfalls über Bonn, Abfahrt 18.16 Uhr. Es kommt eine Durchsage, dass mein Zug ca. fünf Minuten Verspätung haben wird. Ich, nicht dumm, setze mich in den Regionalexpress. Laut meiner Berechnung, fährt der ja nun zwei Minuten früher (als würde das den Braten fett machen). Während ich da so sitze, fährt auf dem Anderen Gleis mein regulärer Zug ein und in meinem höre ich die Durchsage, dass nun, wegen einer Betriebsstörung, dieser Zug Verspätung hat, in dem ich sitze und zwar ebenfalls fünf Minuten. Die Worte vernehmend sehe ich meinen geplanten Zug gerade dem Bahnhof entschwinden.
Ja, ich denke, es gibt etwas Neues zu lernen. Eine kluge Blogger Kollegin schrieb mir letztlich, wenn immer die gleichen Situationen, in immer kürzeren Abständen passieren, ist man vermutlich dabei etwas aufzulösen. Ich schätze, sie könnte Recht haben.

Lauf

Am Nachmittag werde ich müde. Einmal, weil mir ZWEI Stunden fehlen, satt einer: Erst ist eine Stunde futsch von Irland, zurück auf den Kontinent, die zweite dank der Sommerzeit. Too much für mich.
Außerdem geht mir das Rotieren wegen der Tankbetrugssache (da hab ich heute wieder Hinz und Kunz in Wallung gebracht, auch im Polizeipräsidium)auf die Nerven. Dann ständig dem Käufer auf den Fersen sein, damit der endlich mit der Anzahlung rüber rückt. Das zehrt an den Nerven und laugt aus. Müde, als sei ich nie weg gewesen, falle ich ins Bett und heule erst mal. Dabei habe ich vor dem Einstellungsgespräch noch gesagt, ich weiß gar nicht, ob ich den Job überhaupt will. Denn A) wollte ich eigentlich keinen Schichtdienst mehr arbeiten (u.a.wegen meinem Hashimoto) und B) arbeitstechnisch kürzer treten. Bei der Stelle hätte ich Schichtdienst UND zweihundertvierzig Stunden Minimum. Zwar vergoldet der Bund einem dafür den Hintern, doch wo ist die Freizeit?
Der vergoldete Hintern und die Aaahhhs und Oooohs der Menschen um mich herum, machten mich denken, das wäre toll: All das Geld, die Altersabsicherung usw. Doch, ist das wirklich so toll?

Nachdem ich ein wenig geheult habe UND geschlafen, denke ich an Frankreich und die Autopanne. Auch da habe ich mir die ganze Zeit Gedanken gemacht, wie ich weg kommen könnte, wenn das Auto am nächsten Tag nicht fertig wäre. Roland dagegen hat sich entspannt, eine Präsentation fertig gemacht und alles auf sich zukommen lassen.
Vielleicht ist es an der Zeit sich ein Beispiel zu nehmen. Vielleicht sollte ich auch mal den Dingen ihren Lauf lassen. Vielleicht bewahrt mich das Schicksal auf diese Art vor einem Desaster.

Ich lass mal laufen und schaue, was passiert. Vielleicht werde ich ja überrascht. Frau Kontrollfreak lässt jetzt mal die Zügel schießen 😉

Eire in Bonn

Beim Erwachen macht sich Verwirrung breit. Klingt es doch, als zöge ein Sturm ums Cottage in Irland. Es dauert eine Weile, bis mich der Schlaf verlässt und Klarheit den Geist flutet, die mir sagt: Ich weile in Bonn.
Boen jagen dunkle Wolkengeister über den Himmel, Sturm peitscht die Welt und trommelt mit Fäusten gegen die Häuser. Regenschleiher ziehen durch die Stadt, Bäume beugen sich der luftigen Gewalt.
Frühlingssturm.

Back to Cycling

Warme Begrüßung der Cycling Freunde. Ich freue mich darüber, dass man mich ein klein wenig vermisst hat.
Die Berg Touren und die Erholung zeigen Wirkung. Kein Schnaufen, auch nicht bei hohen Pulsfrequenzen. Cool.
Auch darüber freue ich mich. Morgen ENDLICH mal wieder Kekse mit der Dame von der Burg. Noch mehr Freude.
Freude, Freude, Freude. Das Leben ist schön. Im Moment besonders. Es bewegt sich so viel. Oder bin ich es, die
sich bewegt?

Mich kann man nicht beschreiben

Mich muss man erleben:
Als ich vom Vorstellungsgespräch komme, schalte ich endlich mein Fahrtenvermittlungsgerät ein, ein Samsung Galaxy. Nach fünf Minuten vermeldet das Gerät eine Nachricht: Du hast am 10.03.2015 an der Esso Reuterstraße getankt und nicht bezahlt. Die Mitteilung kommt von der Zentrale, nur kann ich nicht sehen, wie alt sie ist. Ich rufe an, mir schwant böses. Wie erwartet ist die Nachricht schon älter, vom 16. März, da war ich außer Landes. Ein Anruf bei der Tankstelle bestätigt meine Befürchtung: Strafanzeige wegen Tankbetrugs.
Doch die Dame ist freundlich, wie ich auch. Ich fahre zur Tankstelle, um meinen Deckel zu bezahlen. Erfahre, die Dame hat bei der Polizei ihren eigenen Sachbearbeiter. Normalerweise könnte alles den kurzen Dienstweg gehen, doch ist besagter Herr heute nicht im Dienst. Sonst wäre der Fall ohne großen Bohei im Schredder gelandet, es existiert nämlich noch kein Aktenzeichen. Die Vertretung jedoch ist unwillig und nicht in der Lage, die Papiere zu durchforsten und erklärt, wir mögen warten bis die Post mit dem Aktenzeichen da ist (genau das will ich vermeiden, wegen dem BKA), dann könne die Dame von der Tankstelle die Anzeige schriftlich zurück ziehen.
Diese erklärt mir die Situation, worauf ich ihr von der Sicherheitsabfrage des BKA berichte und feststelle, dass sich eine Strafanzeige nicht so gut im Lebenslauf macht.
Als ich sie eine halbe Stunde nach verlassen der Tanke nochmals anrufe, um nach der Telefonnummer der Dienststelle zu fragen (vielleicht bewegt man sich ja, wenn man weiß, dass es um meine Bewerbung geht), hat die Dame von der Tankstelle bereits eine Erklärung meiner Situation, per Mail, an den Zuständigen geschickt. Ich hoffe einfach mal, bis Mittwoch eine positive Nachricht zu erhalten, sonst werde ich beim Nachhören um den Bewerbungsstand beim BKA einfach im Vorfeld erklären, was Sache ist.
Shit happens. Mir wird jedenfalls nicht langweilig.

Vorstellungsgespräch II

Bis ich ins Zimmer trete, bin ich gegen null tendierend nervös. Dann öffnet sich die Tür und ich sehe ein ganzes Gremium (sieben Leute), das mir entgegen schaut. „Hoppla“,sag ich,“so ein Aufgebot für mich!“ Nun bin ich doch ein bisschen unruhig.
Sie sind alle sehr freundlich. Unterschiedliche Bereichsleiter: von der Gleichstellungsbeauftragten, bis zum Fahrdienstleiter. Und alle sagen oder fragen etwas.
Es gibt Fragen, die liegen einem und es gibt Fragen, die liegen einem weniger. Es gibt Formulierungen, die man besser sein lässt und andere mit denen man punktet.
Zugegeben, ich gehe eher unvorbereitet in das Gespräch, somit muss ich bei mancher Frage einräumen, es nicht zu wissen. Andere beantworte ich dafür umso besser.
Wie ich abgeschnitten habe, kann ich nicht sagen. Ich weiß, dass ich hie und da Formulierungen (ich würde) benutzt habe, die suboptimal waren. Doch, ich habe auch gesagt, ich sei nervös. Das dürfen sie ruhig wissen. Trotzdem bin ich selbstbewusst geblieben und ehrlich.
Mittwoch darf ich anrufen und fragen, ob ich in die engere Wahl gekommen bin. Wenn nicht, war es eine Übung und wenn ja, soll es so sein. Es gibt Dinge, auf die hat man ab einem bestimmten Punkt keinen Einfluss mehr.
Es bleibt spannend.

Irland – Eine besondere Reise IV

Der Abschleppunternehmer ist gleichzeitig der Patron der Werkstatt. Auch ein Hotel weiß er für
uns. Der ADAC ist spendabel, wir bekommen zwei Zimmer. Nachdem das Auto an der Werkstatt abgeladen ist, fährt uns der Patron im Abschleppwagen zum Hotel. Das ist ein echtes Großraumtaxi. Sogar das Gepäck trägt er uns hinein. Nun abwarten, wie es weiter geht. Die Diagnose (wir werden erfahren, es war die Zündspule) gibt es erst am nächsten Tag. Das Hotel liegt in einem Industrie Gebiet. Große Ausflüge fallen aus.
Ein Mitarbeiter des Hotels trägt das Gepäck zum Zimmer, öffnet und wünscht mir eine gute Nacht. Ich staune nicht schlecht, als ich das Zimmer betrachte: mehrere Tische stehen aneinander, darum viele Stühle, kein Bett. Ich trete auf den Flur, rufe den Hotelangestellten, mache das Zeichen für schlafen und frage: „Konferenz?“ Da geht ihm ein Licht auf, er entschuldigt sich, besorgt ein anderes Zimmer. Mit Roland verabrede ich mich in zehn Minuten in der Lobby, wir möchten auf den Schrecken noch etwas trinken. Als ich Rotwein trinkend im Sessel sitze, kommt er lachend die Treppe hinunter. Auch er hatte ein Konferenz Zimmer. Nun residiert er eine Etage höher als ich. Nach dem Wein verabschieden wir uns, ich sinke in das himmlich bequeme Bett.
Am nächsten Morgen Petit Dejuerne. Dann, warten. Mehrfaches telefonieren, bis wir wissen, das Auto wird gegen sechzehn Uhr repariert sein. Wir essen zu Mittag. Das Restaurant im Hotel ist hervorragend. Den Nachmittag verbringen wir in der Lobby, sehen im TV, dass ein Flugzeug abgestürzt ist.
Um zwei Minuten vor vier ruft der Patron an, in fünf Minuten sei er da, uns abzuholen. Wieder alles zurück, kurz die Rechnung bezahlt, geht es weiter. Noch ist das Ziel Trier, wo ich mich in den Zug setzen will. Wir kommen bis Laon. Roland zeigt mir die Kathedrale und wir beschließen, sie am nächsten Tag noch einmal von innen anzuschauen.
Wir suchen ein Hotel, finden eines mit automatischer Rezeption. Auch hier bekommen wir Hilfe, weil wir es einfach nicht blicken. Eine junge Französin, ebenfalls Gast, führt uns durchs Menü. Zimmerkarte ausgedruckt, Gepäck verstaut, auf in eine Brasserie, im mittelalterlichen Teil der Stadt. Sehr schön.
Zurück im Hotel erinnert mich das Zimmer an die Fähre, nur das Bett ist beqemer und größer.
Nach dem Frühstück, am nächsten Morgen, fahren wir zur Kathedrale. Wer mal in Laon landet, folge meiner Empfehlung sie sich von innen zu gönnen. Ein wunderbares Bauwerk, voller Harmonie.
Weiter Richtung Trier. In der Nähe von Verdun sehen wir, dass dort der TGW hält. Wir fragen am Bahnhof nach einer Verbindung nach Bonn, erfahren, dass ab Metz mehr Möglichkeiten geboten sind. Also Metz, nicht Trier. Um halb zwei erreichen wir den Bahnhof in Metz, parken auf dem Taxistand (natürlich gibt es Diskussionen), schnell laden wir das Gepäck aus. Kurzer Abschied, der Taxler drängelt.
Am Ticketschalter stelle ich fest, meine Geldbörse liegt noch auf dem Armaturenbrett, im Auto. Mit fünfzehn Kilo auf dem Rücken hetze ich durch die Halle, suche schon hektisch Roland’s Telefonnummer. Guter Mann: Er hat’s gemerkt und gewartet. Nochmaliger Abschied. Jetzt aber: Ich kaufe mein Ticket und erfahre, dass der Zug nach Luxembourgh in zwanzig Minuten abfährt. Das fluppt ja. In Luxemburg steige ich um, bis Trier, wieder umsteigen, nach Koblenz, von dort nach Bonn. Immer habe ich einen Sitzplatz, immer meine Ruhe. Und auf der Fahrt von Trier nach Koblenz gibt es sogar einen Catering Service.
In Bonn werde ich am Bahnhof abgeholt. Meine Stadt hat mich wieder. Nur weiß ich nicht, wie lange. Das prüfe ich jetzt.

Das war IRLAND – Eine besondere Reise. Und ich bin jetzt ein anderer Mensch. Mit weniger Ängsten, mehr Selbstvertrauen, mehr Selbstwertgefühl, eigenständiger.