Endlich radeln

Nach einer weiteren Woche Kränke (die Erkältung kam retour), reicht es mir heute. Der Leib verliert immer mehr an Spannkraft. Ich fühle mich unwohl. Draußen scheint die Sonne bei vier Grad. Für das Gotthard Projekt, das höchstwahrscheinlich nie stattfinden wird, kaufte ich seinerzeit Winter Radklamotten. Die fische ich aus dem Schrank. Flux hinein gesprungen, das Rad durch gecheckt. Los geht’s. Ich radle Richtung Nordbrücke, quere den Rhein. Gondle auf der Beueler Seite bis zur Südbrücke, um auf meine Rheinseite zu wechseln. Nicht, ohne in der Mitte der Brücke zu zum Stehen kommen, den Ausblick zu genießen. Das Siebengebirge liegt unter leichtem Dunst im Sonnenlicht. Vater Rhein strömt glitzernd gen Nordsee. Wunderbar! Nach genossener Aussicht rolle ich am Rheinufer zurück, bis zur ersten Fährgasse, die ich hinaufziehe. Am Hofgarten entlang, wende ich mich Richtung HBF. Kaiserplatz. Kurzer Stopp am Café Roller, auf einen Cappuccino, dazu eine Brioche. Nach der Wegzehrung den Bahnhof unterqueren Richtung Heimat. Es hat gut getan, ein paar Endorphine freigetreten. War nicht zu anspruchsvoll. Daheim angekommen fühle ich mich zufrieden, ausgeglichen.

Opa Adi

Opa Adolf. Er bekommt jetzt endlich, was er verdient:
Eine Erwähnung voller Liebe.
Er war mir die Vaterfigur im frühen Kindesalter (Kindergarten/Grundschule).
Von ihm bekam ich Zuneigung und Aufmerksamkeit (mein Vater war arbeiten).
Bei ihm durfte ich alles sein. Ich war immer richtig.
Opa Adolf, der dritte Mann meiner Oma väterlicherseits. Er wohnte in der Altstadt,
im gleichen Haus, im Dachgeschoss. Die Oma starb, da war ich zwei. Ich habe keine
Erinnerung an sie. Opa Adi war immer da. Er aß mit uns zu Mittag. Von ihm lernte
ich Ironie, wie sie funktioniert. Er diskutierte mit mir kleiner Person, als sei ich erwachsen.
Er war, wie ich, ein Waage Mensch. Ich nahm viele seiner Eigenarten an.
Meine Mutter und mich verwöhnte er:
Sie bekam Schmuck, Pelze. Ich Aufmerksamkeit, Spielzeug, Kleider.
Auch unternahmen er viel mit uns: Schiffstouren, Pützchens Markt (wir gewannen
an der Losbude die allergrößten Stofftiere), essen gehen im „Hähnchen“, einem alteingesessenen
Lokal am Bonner Münsterplatz.
Meine Mutter machte oft einen eifersüchtigen Eindruck, schob unsere Diskussionen darauf, dass wir
Waagegeborene seien (als sei das ein Makel). Und an Vollmond spännen die sowieso.
Ich habe immer noch ihren Unterton im Ohr, der mir heute, auch nach über dreißig
Jahren sagt, die Eifersucht war echt.
Brauchte ich Aufmerksamkeit, erklomm ich die gebohnerte Treppe zum vierten Stock und setzte mich
auf die Küchen Bank. Hier servierte er mir ein Weinprobierglas mit schwarzem Johannisbeersaft. Unser
Ritual. Es war immer auffallend ruhig, bei ihm. Nur das Gurren der Tauben im Dachstuhl war zu hören.
Er besaß weder Fernseher, noch Radio. Ich genoss die Stille. Oft saßen wir dort oben schweigend.
Adi war ein eleganter Mann:
Immer grauer Anzug. Manschettenknöpfe. Krawatte. Schwarze, blitzblank polierte
Lederschuhe. Gebildet. Alles makellos. Auch das silberne Haar.
In der Anzug Tasche ein Feuerzeug, um den Damen, wenn nötig, Feuer zu geben.
Er selbst rauchte nicht.
Er war ironisch, charmant, gutaussehend (ja, das weiß ich, obwohl ich so jung und er so alt war), weltoffen. Groß
gewachsen, schlanke Gestalt. Und er reiste. Vornehmlich mit dem Zug, welchem ich oft hinterwinkte,
ging er für Wochen auf Reisen. Dann vermisste ich ihn. Kehrte er zurück, brachte er mir etwas mit.
Trotzdem war immer eine winzige Distanz zwischen uns. Vielleicht, weil er nicht mein Blutsverwandter war.

Schlimm, wie er mein Leben verließ. Oder hinaus gestoßen wurde. Eines Tages verliebte er sich. Hatte eine
Freundin. Die Eifersucht meiner Mutter durfte sich nun voll entfalten. Es kam zum Disput, der nie beigelegt wurde.
Ich saß zwischen den Stühlen. Hatte ein Loyalitätsproblem.
Dann zogen wir um und der Kontakt brach ab.

Als ich mit den Punks abhing, kam ich auf die Idee ihn zu besuchen. Ich klingelte, erklomm, wie früher, die Stufen in die vierte
Etage. Er stand, auch wie immer, oben am Geländer (Gegensprechanlage gab es nicht), verschwand kurz, um mit einem
Schrubber wieder aufzutauchen. Unwirsch fragte er, was ich denn wolle, drohte mir dem Stiel (er hatte mich nicht erkannt).
Ich gab mich zu erkennen, bekam mein Glas Johannisbeersaft.

Als ich ihn verließ ahnte ich nicht, dass es das letzte Wiedersehen war.

Es gibt keinen Menschen, der besser zu mir war, der mich mehr in meinem Wesen akzeptiert hat, als Opa Adi.

Danke.

Zwei von drei

Ich melde mich zurück!
Als ich vorige Woche meine Pause antrete, ist das anfangs etwas schwierig. Und ich sage gleich: Nicht mailen ging nicht. Geht auch jetzt noch nicht. Doch ich arbeite dran.
In der Zwischenzeit habe ich angefangen mein Buch zu schreiben. Das nimmt mich sehr in Beschlag, genau genommen, die letzten zwei Tage. Und da es von meinem Leben erzählt, tut es mir gut. Manches fällt mir schwer aufzuschreiben, weil ich mir selbst ins Gesicht sehen muss und sich dabei Dinge zeigen, die ich aus Scham immer beiseite gedrückt habe. Ja, das Buch hat Zündstoff und ich weiß noch nicht, ob ich es tatsächlich der Öffentlichkeit preis geben möchte. Das entscheide ich, wenn es fertig ist.

Zwei von drei. Ich habe keine Süßigkeiten genascht und nicht geblogt. Zwei von drei ist ein guter Schnitt.
Und ich habe festgestellt, dass das Bloggen ein wenig zuviel Raum eingenommen hatte. Ebenso, wie das Mailen.
Deshalb werde ich das Bloggen ebenfalls einschränken. Meine Lebenszeit zum leben nutzen.

Das zu meiner Woche Blog-, Mail, und Süßigkeitenkeuchheit.

Erkennen

Engel und Infame.
Kutscherin, feine Dame.
Kriegerin.
Kind, weise Alte.
Warmherzige. Kalte.
Mal oben und mal unten.
Gekappt und verbunden.
Verloren. Gefunden.
Mal Prüde, mal Lüstern.
Lautes Schreien, das Flüstern.
Verstand, Geist und Herz.
Das alles bin ich.
Erkennst Du mich?

Loslassgeschichtenlawinen – Teil 4

Eine Geschichte zum weiter schreiben, eine Weitererzählung. Die famose Idee ward realisiert und ins Blog-Universum eingespeist von der ehrenwerten Frau Käthe Knobloch und dem farbenfrohen Ben Fröhlich.
Erst war ich verhalten und klopfte nur ganz leise an, hatte Hemmungen, mich unter die Wortgewaltigen zu mischen. Doch Übung macht die Meisterin, also Griff ich diesmal fester zu.
Wer sich einlesen möchte, kann sich bei Käthe (Teil 1), Frau Ahnungslos (Teil 2) und Marga (Teil 3) inspirieren lassen, oder einfach losschreiben, wo es bei mir aufhört.
Alles über den Ablauf findet Ihr bei Ben.

Für die Fortsetzung gilt bei mir: First come, first safe. Wer zuerst „ich mach’s“ schreibt, darf weiterschreiben. Viel Vergnügen! Los geht’s:

Da saßen sie. Zwei komische Heilige, dachte sie, Peter und Paula. Gab es da nicht sogar einen Tag vor Ostern?
Zurückfahren. Welchen Weg denn?
Sie sah ihn an.“ Weißt Du, wo wir sind?“ Er schüttelte den gar nicht so hässlichen Kopf. Sie erhob sich, ging zurück zum Auto. Drehte den Zündschlüssel. Klack, mehr gab der Anlasser nicht von sich. Toll, die Batterie war leer. Unschlüssig stand sie neben dem Auto.
Ihre Polaruhr zeigte 17 Uhr, bald würde der Abend anbrechen.
Plötzlich druchzuckte ein stechender Schmerz ihr rechtes Auge, ließ sie auf die Knie sinken, die Hand darauf pressen. Peter sprang auf, eilte zu ihr.
„Was ist passiert?“
„Als hätte mir jemand einen glühenden Draht ins Auge gestochen. Jetzt ist es vorbei. Alles wieder gut.“
Sie blickte sich um. Blinzelte ein paar Mal, Tränen rannen aus dem Auge. Das Blau war verschwunden. Die Umgebung lag wieder in normalen Farben vor ihr.
In einiger Entfernung sah sie ein Gebäude, das eine Fabrik hätte sein können. Es schien verlassen.
„Komm, vielleicht finden wir da was zu Anziehen für Dich. Bis dahin schaffen wir es bestimmt, ohne dass uns jemand sieht.“ Sie setzte sich in Bewegung. Sich umblickend und ohne ein Wort folgte Peter ihr Richtung Fabrik.

Fortsetzung erforderlich…

Fastenzeit

Sich in Enthaltsamkeit üben. Verzichten. Esstechnisch war das heute schon mal ein großes NICHTS. Resultierend aus nicht bewusst sein. Ich hatte schlicht vergessen, dass jetzt Fastenzeit ist. Drama? Wohl kaum. Es geht bei mir nicht um glauben. Doch wünsche ich, es wenigstens mal eine Woche schaffen, auf etwas zu verzichten. Eine Willensübung.
Süßes, Bloggen, Mailen. Das sind Dinge, wo der Verzicht sehr schwer fällt.
Nachdem ich heute schon eine ganze Tüte Storck Riesen verputzt, gemailt und geblogt habe, bleibt sowieso nur, ab morgen damit zu beginnen.
Also, eine Woche nicht Bloggen und nicht mailen. Ab morgen. Sprich, ab heute Nacht null Uhr. Stattdessen könnte ich mich einer Sprache widmen.
Und mich über Self publishing informieren. Ja, und weil ich es ja immer hart brauche, lasse ich auch den Süßkram weg. Sprich Teilchen, Kekse und Schokolade.
Ich kann  ja immer noch Postkarten schreiben.
Wer eine Fastenkarte bekommen möchte, sende eine Mail mit seiner Postadresse, vor null Uhr, an taximeerbothe@gmail.com.

Perle des wahren Selbst

Mystik aktuell

Was wirklich von Bedeutung ist, für jede Methode des Sufitums, ist die fortwährende Erinnerung an einen der Namen Gottes*. Das bringt Stille ins menschliche Herz; dies ist der erste Schritt. Der zweite ist die Öffnung einer Pforte im Innern des Herzmuskels; hier, nicht im Gehirn, liegen die verborgenen Fähigkeiten der Seele, und genau auf dieses Zentrum richtet ein Sufi seine Aufmerksamkeit. Und auf der Leiter des Herzschlags reist er über den Ozean des Daseins, um die Perle des wahren Selbst zu finden.

Seyed Mostafa Azmayesh (* 1952)

* 99 Namen Allahs: http://www.tauhid.net/cybernamen.html

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Sie schleicht sich an

Die Ruhe.
Nachdem ich das Grundgerüst für die Lesung so schnell stehen hatte, gab es noch ein paar Dinge für den Kartenverkauf zu regeln. Das ist nun auch erledigt.
Auch die Plakate beim Verlag sind geordert.
In Sachen Hochschulsport warte ich auf den Mitgliedsausweis der Universitätsgeselschaft. Ohne den keine Semesterkarte. Ohne Semesterkarte kein Sport. Ohne den auch kein Studium Universale. Ohne den keine Uni-Bibliothek.
Beim Taxiverkauf warte ich auf einen neuen Käufer.
Der Herr Gemahl ist wieder von einer Erkältung geplagt, sprich ziemlich platt und atemlos.
Kein Nervenkitzel. Nichts zu tun (außer dem Kassenbuch, was wenig spannend ist).
Ich könnte die einkehrende Ruhe genießen, doch stelle ich fest, dass mir dazu scheinbar ein Gen fehlt.
Warten finde ich doof. Machen ist viel anregender.
Wie findet man eigentlich einen Verleger? Oder besser, wie findet man einen, der das, was man schreibt, auch haben will?