Enttäuschte Erwartungen

Seelenstripstease. Das ist ein Wort, das ich gestern häufiger höre, als wir fertig sind und den Tag Revue passieren lassen.
Ich mag dieses Wort nicht, was an der Negativbelegung liegt.
Wenn ich meine Lebensgeschichte erzähle, mache ich das, weil ich meine Geschichte erzähle. Punkt. Dann erwarte ich keine Therapie, die mache ich selbst.
Ich frage, welche Erwartungen die Leute hatten, die das sagen.
Dass mehr über Reportagen gesprochen wird. Ok. Mehr über das Schreiben. Gut.
Ich finde, wir haben viel über das Schreiben gesprochen. Sonst hätte ich ja nicht gelernt, was ich nun weiß. Und, dass ich mehr weiß, erkenne ich, wenn ich meine alten Posts lese.
Ich erkenne das Zuviel und die Stellen, die ich besser formulieren kann.
Dafür bin ich hergekommen.
Und, wenn ein Altmann mir unter anderem die Aufgabe stellt, meinen Lebenslauf zu schreiben, weiß ich, er hat einen guten Grund.
Der Mann ist ein Geschichtensammler.
Wie kann man besser an Geschichten kommen, als sich die Lebensläufe von Menschen anzuhören (außer, sie selbst zu erleben)?
Aber gut, diese Menschen empfinden das so und diese abwertende Bezeichnung hat einen guten Grund.
Dem einen fehlt, wie er sagt, ab Punkt x die Empathie.
Der andere hatte eine falsche Vorstellung.
Erwartungen werden meistens Enttäuscht. Sie passen nie(!) hundertprozentig mit der Wirklichkeit überein.
Klüger ist, man hat keine.
Und genau so bin ich hergekommen:
Mitnehmen was geht.
Eine gute Bekanntschaft, aus der sich eine Freundschaft entwickeln kann, eingeschlossen. 
Altmann beobachten. Das macht Spaß und ist interessant.
Menschen beobachten ist einfach großartig.
Er ist Geschichtensammler und ich die Menschenbeobachterin.
Passt doch.

8 Gedanken zu “Enttäuschte Erwartungen

  1. Liebe silvia, ich versuche gerade zu verstehen wo du dich befindest und was du da machst. Ich hab dich viel zu lange nicht mehr besucht!
    Willst du mich aufklären?

    Allerliebste, sonntägliche, frühmorgentliche grüße. 🙂

    • Guten Morgen,

      ich war bis gestern im Südschwarzwald und habe an einer Schreibwerkstatt teilgenommen.
      Fein, dass Du wieder da bist. Geht es Dir gut?

      Noch leicht geräderte Grüße
      Silvia

      • Guten abend, von so einer Schreibwerkstatt hab ich zwar schon gehört, aber mich noch nie näher damit befasst.
        Hat es sich denn gelohnt?

        Liebe grüße

      • Oh ja, viel gelernt. Nicht nur über das Schreiben. Auch über mich. Eine sehr gute Bekanntschaft gemacht, mit der ich auf jeden Fall in Kontakt bleiben werde.
        Du siehst, es hat sich mehrfach gelohnt.

  2. Ich kenne Herrn Altmann nicht und arbeite zur Zeit Beiträge im Reader von oben nach unten ab. Daher weiß ich (noch) nicht, was du in der Schreibwerkstatt erlebt hast. Was ich weiß, selbst erlebt, dass diese Workshops oft ein Tummelplatz für Gescheiterte sind. Sie werden von gescheiterten Autoren abgehalten, um Geld mit den Hoffnungen der Menschen zu machen und ihnen meist nutzlose Tipps zu geben. Ich kenne Fälle in denen sich Autoren hemmungslos der Ideen ihrer Schützlinge bedienten.

    Viele Schreiblehrer machen den Lernenden klein. Statt hilfreicher Begleiter zu sein zerreden sie jeden Satz und schlagen dir Schreibregeln um die Ohren. Schwache Verben, Adjektive, Aktiv, Passiv und und und … Im schlimmsten Fall geht der Lernwillige als Häufchen Elend aus dem Seminar hervor und schreibt nie mehr ein einziges Wort.

    Ein weiterer Fehler ist das „klinisch reine Schreiben“, das den Neu-Autor nach einem Workshop befällt. Plötzlich ist alles in der Vergangenheit schlecht und jeder neue Satz wird kritisch überprüft. Prompt steht die erste Schreibblockade bevor. Nur keine Fehler mehr machen! Ja, Regeln sind wichtig! Aber steriles Schreiben völlig falsch.

    • Nein, Nandalya, gescheitert ist er nicht. Das Gegenteil ist der Fall.
      Und klinisch rein werde ich nie.
      Schreibblockade kenne ich nicht. Das wäre das Gleiche, wie nicht sprechen.
      Das ist in meinem Leben nicht vorgesehen 😉

      Ich bin doch schon groß!

      Liebe Grüße
      Silvia

  3. Pingback: Fehlinterpretation | Tüpflischiesser

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